Twitter wagt sich an die Börse
13. September 2013Spekuliert worden war darüber seit langem, aber vermutlich hatte der damals katastrophale Börsenstart der "Kollegen" von Facebook das große Vorhaben nachhaltig verzögert. Kurz nach Feierabend an der Wall Street kam dann die Meldung: Auch der US-Kurznachrichtendienst Twitter will an die Börse. Man habe vertraulich ein Börsenprospekt bei der amerikanischen Aufsichtsbehörde SEC eingereicht, teilte das Unternehmen aus San Francisco mit, stilgerecht per Tweet. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.
Twitter, 2006 gegründet, ist eines der am schnellsten wachsenden sozialen Netzwerke im Internet und hofft auf großes Vertrauen bei den Anlegern. Auch bei Facebook wurden die Turbulenzen am Markt jüngst überwunden und die Aktie erreichte im Laufe des Donnerstags einen neuen Höchststand. Das könnte bei Twitter den Sprung aufs Parkett provoziert haben.
Günstiger Zeitpunkt?
Bis zum eigentlichen Börsengang kann es jedoch noch Monate dauern - und er kann letztlich auch abgeblasen werden. In der nächsten Zeit dürften beteiligte Banken zunächst die Nachfrage der Anleger nach den Twitter-Aktien ausloten, erst ganz am Ende wird der Preis festgelegt.
Der Wert von Twitter wurde zuletzt auf zehn bis 15 Milliarden Dollar geschätzt. Der Börsengang könnte damit zu einem der größten in der Technologieszene in diesem Jahr werden. Zum Vergleich: Facebook ist nach der Erholung des Aktienkurses rund 109 Milliarden Dollar wert (82 Milliarden Euro).
Twitter hatte sich erst am Dienstag mit der Übernahme einer Online-Werbefirma schick für die Börse gemacht. Der Multimillionen Dollar schwere Zukauf MoPub hilft Unternehmen, Werbung in mobilen Apps zu schalten. Das Werbegeschäft auf Smartphones und Tablets war bei Facebook zum Zeitpunkt des Börsengangs im Mai 2012 ein Schwachpunkt gewesen.
Politische und gesellschaftliche Relevanz
Twitter mit seinen 140 Zeichen langen Nachrichten hat sich zu einem Medium besonders für "Breaking News" gemausert. So gehörte man beim Bombenanschlag auf den Marathon in Boston zu den besten Informationsquellen. Die Demonstranten in der arabischen Welt nutzten Twitter etwa, um staatliche Zensur zu umgehen und ihre Proteste zu koordinieren. Der Dienst soll gut 200 Millionen aktive Nutzer haben. Facebook kommt angeblich auf 1,15 Milliarden...
SC/haz (dpa, afp)