Auf Berings Spuren Teil 4
12. November 2001Samstag, 21.7.2001
Wird es uns heute gelingen, Kayak mit dem Boot zu erreichen? Die Wettervorhersage verheißt nichts gutes: Regen, Nebel und Windstärken zwischen 15 und 25 Knoten. Gegen 10 Uhr morgens sind die Wellen bereits zwei bis drei Meter hoch, der Wind bläst mit Stäke sieben. Das Schiff stampft schwer, hin und wieder gehen Brecher nicht nur über den Bug, sonder auch bis zur Brücke. Nach mehreren schweren Wellenschlägen auf das Vorderdeck und dem Verrutschen eines Teils unseres Ballastes geben wir 40 Minuten später auf.
Da die Zeit drängt, beschließen wir, den kleinen von Spaniern gegründeten Fischereihafen Cordova im Norden des Prince William Sound anzulaufen. Auf dem Weg nach Cordova Kriegsrat. Wie kommen wir nach Kayak? Ein Film mit dem Titel "Die Entdeckung Alaskas" ohne dass wir auf der Insel gewesen sind, die Steller betrat, ist für mich undenkbar. Uns bleibt nur eine Möglichkeit: am nahe gelegenen Hafen von Valdez einen Hubschrauber mieten, der uns nach Kayak fliegt.
Montagmorgen, 23.7.2001
Anruf in Valdez - der Hubschrauber kann nicht starten, da sich der Flugplatz noch im Morgennebel befindet. Wir nutzen die Wartezeit. Ich stelle auf der Holzpier Stellers Botanisieren auf der St. Peter originalgetreu nach. Um 10.30 Uhr endlich die erlösenden Worte aus Valdez: der Hubschrauber wird uns in einer halben Stunde abholen. Bereits 25 Minuten nach dem Abflug erreichen wir Kayak. Die Insel liegt noch zu großem Teil im Nebel. Wir landen an der ersten Landzunge, von der wir annehmen, dass auch Steller hier an Land gegangen ist. Unser Pilot Dan, ein ehemaliger Vietnamveteran, warnt uns vor Grizzlybären. Er greift wortlos unter seinen Pilotensitz und holt einen 44er Magnum-Colt hervor: "Mein Sohn", sagt er, "ohne Waffe gehst Du nicht in das Unterholz. Kannst du damit umgehen?" Also schnalle ich mir das Schießeisen um, die Erkundung der Insel kann beginnen.