Auf dem Weg zur 4. Kanzlerschaft
Sie galt als Übergangskandidatin in der CDU nach Helmut Kohl. Seit 16 Jahren ist sie nun die Chefin der Partei, seit elf Jahren residiert sie im Kanzleramt. Und will dort eine weitere Amtszeit verbringen.
Der erste Eid
"Ich will Deutschland dienen." Das versprach Angela Merkel, als sie antrat, Bundeskanzlerin zu werden. Nach einem äußerst knappen Sieg bei der Bundestagswahl war es dann am 22. November 2005 so weit: Merkel wurde im Bundestag als erste Frau und als erste Ostdeutsche als Kanzlerin vereidigt. Damit war sie Regierungschefin einer großen Koalition aus CDU/CSU und SPD.
Wer hat Angst vor Putins Hund?
Außenpolitisch hat es Merkel mit einem mächtigen Widersacher zu tun. Merkel ist für ihre starken Nerven bekannt. Wladimir Putin wollte offenbar die Grenzen der Kanzlerin austesten, als er sie 2007 empfing. Prompt fand Russlands Präsident Merkels Schwachstelle: Die Kanzlerin hat Angst vor Hunden. Putins Labrador-Hündin Koni bekam dennoch lange Leine.
Rettung unter die Schirme
Meistens bleibt Merkel cool - was ihr bei Krisen oft nützt. Als 2008 die Finanzmärkte kollabieren und die deutsche Konjunktur mit nach unten ziehen, handelt sie. Maßgeblich ist sie am Konstrukt der Euro-Rettungsschirme beteiligt. Sie profiliert sich als Krisenmanagerin. Deutschland kommt weitgehend ungeschoren davon. Merkels Maßnahmen bekommen andere zu spüren: vor allem die Griechen und Spanier.
Mit Wunschpartner in die zweite Amtszeit
Zwar fährt sie das zweitschlechteste Wahlergebnis für die Unionsparteien in deren Geschichte ein, dennoch wird die Bundestagswahl am 27. September 2009 für Angela Merkel zum Triumph. Nach der ungeliebten großen Koalition mit der SPD kann sie nun mit ihrem Wunschpartner regieren: der liberalen FDP.
Die Schnellabschalterin
Merkel, die als studierte Physikerin angeblich alles vom Ende her denkt, hatte eine Atomkatastrophe im Hightechland Japan nicht vorhergesehen. Unter dem Eindruck der Havarie in Fukushima mutierte die überzeugte Atomkraftbefürworterin 2011 in Windeseile zur Gegnerin. Die gerade von ihr herbeigeführte Laufzeitverlängerung für deutsche Meiler kassierte sie handstreichartig. Nun hieß es: aussteigen.
Der Mann an ihrer Seite
Wer würde ihn erkennen? Wer kennt seine Stimme? In zehn Jahren Kanzlerschaft ist Merkelgatte Joachim Sauer so gut wie unbemerkt geblieben. Der Professor für physikalische und theoretische Chemie an der Berliner Humboldt Universität ist seit 1998 mit Angela Merkel verheiratet. Ist seine Gattin im Dienst, hält er sich diskret im Hintergrund. Privat funktioniert das auch mal umgekehrt.
NSA: Die Krise der Freundschaft
Eine pikante Affäre. Ausgerechnet der beste Freund, die USA, hört deutsche Spitzenpolitiker ab. Der US-Geheimdienst macht selbst vor dem Kanzlerin-Handy nicht halt. Merkel sagt lange nichts zu den Enthüllungen um mitgehörte Telefonate im Kanzleramt. Ein innen- wie außenpolitischer GAU für die Regierungschefin. In Erinnerung bleibt ihr Satz: "Abhören unter Freunden, das geht gar nicht!"
Der griechische Patient
Merkels weltweite Fangemeinde ist groß, in Griechenland allerdings etwas kleiner. Nirgendwo wurde sie so angefeindet wie 2014, auf dem Höhepunkt der Athener Finanz- und Schuldenkrise. Alte Feindbilder wurden reaktiviert, doch die Kanzlerin blieb hart: Sparen, reformieren, kürzen, hieß ihre Forderung an die Regierung in Athen.
Einmal emotional
Angela, die Beherrschte, die Sparsame in Gestik und Mimik, legt beim Weltmeisterfinale in Rio alle protokollarischen Zwänge ab und jubelt gemeinsam mit Bundespräsident Joachim Gauck. Sie ist auf dem Höhepunkt ihrer Popularität, die Fußballnationalmannschaft auch. Zwei, die in aller Welt das Deutschenbild prägen.
Wir schaffen das, oder!?
Hat Merkel jetzt ihr Thema gefunden? Das Asylrecht kenne keine Obergrenze, sagte die Kanzlerin, als hunderttausende Flüchtlinge über den Balkan nach Deutschland kommen. "Wir schaffen das!", lautet Merkels Credo in der Flüchtlingskrise. Sie habe einen Plan, sagt Merkel. Doch viele Deutsche fragen sich inzwischen: "Schaffen wir das?" Die Antwort bleibt offen.
Was nun, Frau Merkel?
Freitag, der 13. - ein Massaker im November. Frankreich ist im Ausnahmezustand, Angela Merkel sichert dem Nachbarn "jedwede Unterstützung" zu. Terrorangst greift um sich. Zweifelsohne: Die Bundeskanzlerin steht zum zehnjährigen Jubiläum ihrer Regentschaft vor ihrer größten Herausforderung.
Rauch unterm Dach
Es war die maximale Abstrafung der Bundeskanzlerin. Auf dem CSU-Parteitag im November 2015 nimmt sich Horst Seehofer Angela Merkel zur Brust. Ihre Flüchtlingspolitik habe dem Land einen Kontrollverlust über die eigenen Grenzen beschert, kanzelt er sie ab. Eine Demütigung, die Merkel im Stehen ertragen muss, ohne Gelegenheit zur Antwort.
Könnte er nicht noch bleiben?
Sie wäre beruhigter. Anfangs war sie Obama gegenüber skeptisch. Die NSA-Affäre um das abgehörte Kanzlerinnen-Handy schien ihre Zurückhaltung zu bestätigen. Doch nun verlässt ein berechenbarer Partner die Bühne und macht Platz für Donald Trump. Die "New York Times" ruft sie jetzt schon zur "Verteidigerin des liberalen Westens" aus.