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Auf den Spuren der Blutsauger

6. Februar 2002

Sie steigen nachts aus ihren Gräbern und saugen anderen das Blut aus: Vampire. Sie scheuen das Licht, mögen keine Kreuze und keinen Knoblauch. Reine Fantasie? Nicht nur, sagt die Wissenschaft.

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Renaissance der VampireBild: AP
Seit sechs Jahren sind der Göttinger Biologe und Mediziner Crozier und der in Oldenburg lehrende Literaturwissenschaftler Möbus fachübergreifend den Wurzeln des Vampir-Glaubens auf der Spur. "Wenn vor Jahrhunderten in einer Familie einer starb und kurz darauf andere unter ähnlichen Umständen", so Crozier, "dann grub man oft den, der zuerst gestorben war, wieder aus dem Grab aus." Man fand den Toten dann mit rosigem Gesicht und blutroter Flüssigkeit im Mund.

"Schmatzende" Toten

Das sind natürliche Verwesungserscheinungen, doch das war damals nicht bekannt. Man glaubte vielmehr, dass dieser Mensch noch nicht ganz tot sei. Er käme nachts heraus und fiele die Lebenden an. "Es hieß, ihm läuft noch die letzte Mahlzeit aus den Mund", so Crozier. Entweichende Leichengase wurden als "Schmatzen" des Toten aufgefasst. Die rätselhaften Todesserien würde man heute mit ansteckenden Krankheiten erklären. "Von Infektionen hatte man damals aber nicht die leiseste Ahnung", sagt Möbus.

Stattdessen ging man daran, den vermeintlichen Vampir im Grab unschädlich zu machen. Man schlug ihm einen Pfahl durchs Herz, trennte ihm den Kopf ab oder verbrannte die Leiche. Rund zwei Dutzend Vampir-Friedhöfe in Österreich, Serbien, Mexiko oder den USA sind bisher gefunden worden. Forscher gruben dort gepfählte und geköpfte Skelette aus. Einige fand man mit gekreuzten Oberschenkelknochen auf der Brust. An den Knochen waren vereinzelt noch Spuren der Tuberkulose erkennbar.

Die Spur führt nach Südost-Europa

Die deutlichste Spur führt ins Jahr 1732. Österreichische Chirurgen und Soldaten gingen damals einer Reihe verdächtiger Todesfälle im serbischen Medvegia nahe der türkischen Grenze nach und fanden angeblich sichere Beweise für Vampirismus. Historische Rekonstruktionen ergaben, dass um 1720 in Südosteuropa eine Tollwut-Epidemie wütete, der zahlreiche Menschen und Tiere zum Opfer fielen. Und Tollwut wird ja bekanntlich durch Bisse übertragen ....

Die Berichte aus Serbien lösten eine Flut von populären und gelehrten Schriften über Blut saugende Untote aus - sehr zum Ärger der Kirche. Vielen einfachen Dorfgeistlichen aber kam der Vampirismus ganz recht: Sie nahmen nun Teufelsaustreibungen an vermeintlichen Vampiren und ihren Opfern vor und ließen sich dafür bezahlen. Kreuze und Hostien gehörten bald zur Standard-Ausrüstung jedes Vampirjägers.

Vampir als Lustbringer

Im Jahr 1797 führte kein Geringerer als Goethe den Vampir in die Literatur ein. In seiner kirchenkritischen Ballade "Die Braut von Korinth", in der eine Untote ihren Bräutigam verführt, würzte er den Vampir-Stoff mit einem kräftigen Schuss Erotik. Auch andere Dichter schildern den todbringenden Biss des Vampirs fortan als lustvoll. Möbus sieht darin ein Symbol für die Geschlechtskrankheit Syphilis, die sich im 18. und 19. Jahrhundert über Bordelle ausbreitete.

Graf Dracula
Das Original: Vlad Tepes, rumänischer Prinz aus dem 15. Jahrhundert, alias Graf DraculaBild: AP

Erst der irische Schriftsteller Bram Stoker (1847-1912) verband 1897 den Vampirismus mit einer geschichtlichen Figur, dem rumänischen Fürsten Vlad Tepes (1431 bis etwa 1476). Er trug den Beinamen "Draculea" (Drache) und wurde als "Graf Dracula" eine der bekanntesten Figuren in Film, Literatur und Kunst. (epd/wga)