Der Magdeburger Dom
Wie zwei riesige Bleistifte ragen die Türme des Magdeburger Doms über die Stadt. Der Dom St. Mauritius und Katharina, wie er offiziell heißt, gehört zu den beliebtesten Reisezielen an der Straße der Romanik im Bundesland Sachsen-Anhalt. Auf ihr sind die vielen Kirchen, Klöster und andere geschichtliche Zeugnisse der Romanik zu einer touristischen Tour vereint.
Romanischer Ursprung
Angefangen hat die Geschichte des großen Doms im 10. Jahrhundert. Damals ließ Otto I., bekannt als "der Große", an der Stelle des heutigen Doms eine monumentale Kirche bauen. Von diesem Vorgängerbau entdeckten Archäologen in den vergangenen Jahren Überreste. Zu Beginn diesen Jahres fanden die Wissenschaftler bei Grabungen im Gotteshaus außerdem den mutmaßlichen Bleisarg der ersten Gattin Ottos mit Namen Editha. 968 wurde Magdeburg zur Erzdiözese erhoben - und mit ihr auch Ottos Kirche zur Kathedrale. Schon zu diesem Zeitpunkt ernannte Otto I. "seinen" Kirchenbau zu seinem Begräbnisort.
Erster gotischer Dom Deutschlands
Der ottonische Kirchenbau stand allerdings nicht lange. Ein Feuer im mittelalterlichen Magdeburg zerstörte 1207 das prachtvolle Gebäude. Zwei Jahre später wurde der Grundstein für einen neuen, größeren Dom gelegt. Er war nicht mehr romanisch, mit Rundbogenfenstern und massiven Säulen, sondern der erste gotische Dom auf deutschem Boden; mit hohen, schlanken Säulen, hereinflutendem Licht und schmalen Fenstern mit Spitzbögen. Die Türme an der Westseite zeugen vom gotischen Streben gen Himmel: der Südturm ist 99,25 Meter und der Nordturm 104 Meter hoch.
Antike Säulen aus Ravenna
Heute gibt es im Dom noch mehr als nur Gotisches zu sehen: antike Säulen aus Ravenna und den Sarkophag des Domgründers im Hohen Chor. Die um 1250 entstandene Skulptur von St. Moritz ist ein Zeugnis der frühen "Multikultigesellschaft", denn es ist die älteste bekannte europäische Darstellung eines Schwarzafrikaners. Und das achteckige Taufbecken zeugt von früher Globalisierung: geformt aus Rosenporphyr aus Ägypten, diente es zu römischen Zeiten als Springbrunnen und wurde im Mittelalter nach Magdeburg gebracht.
Auch die jüngste Vergangenheit ist am Dom nicht spurlos vorbeigezogen. Im Herbst 1989 trafen sich hier DDR-Bürger, die sich mit Montagsgebeten für eine Abschaffung der SED-Diktatur einsetzten. Zusammen mit Demonstrationen in anderen ostdeutschen Städten entstand daraus die friedliche Revolution von 1989, der Untergang der DDR und die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten.
Frische Töne im alten Gemäuer
Für das Jubiläums-Jahr 2009 steht Großes an: am 26. April wird ein Festgottesdienst mit dem evangelischen Magdeburger Bischof Axel Noack gefeiert. Zudem sind Festkonzerte und Ausstellungen geplant, die größte Schau zeigt das Kulturhistorische Museum der Stadt unter dem Titel "Aufbruch in die Gotik". Sie ist ab Ende August zu sehen und veranschaulicht noch einmal die Entstehung des berühmten Bauwerks.
Autorin: Victoria von Gottberg
Redaktion: Pia Ann Gram