Auf der Überholspur
17. Juni 2003Die Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate, Emirates, hat trotz Konjunkturflaute in der Flugzeug- und Reiseindustrie für insgesamt 12,5 Milliarden Dollar (rund 10,5 Milliarden Euro) 21 Super-Jumbos vom Typ A380 sowie 20 Langstreckenjets des Typs A340 bestellt. Emirates hatte bereits zuvor 22 Jets vom Typ A 380 bei Airbus bestellt.
Emirates-Chef Scheich Ahmed bin Saeed Al-Maktoum begründete die Entscheidung für Airbus damit, dass seine rasch wachsende Airline Schwierigkeiten habe, zusätzliche Start- und Landegenehmigungen zu erhalten. "Wir werden zusätzliche Kapazitäten mit der gleichen Anzahl von Flügen haben", sagte er in Le Bourget. Die A380 sollen ab 2009 an die Emirate ausgeliefert werden.
Airbus-Chef Noel Forgeard sagte, bei der Emirates-Order handele es sich um den bislang größten jemals getätigten Auftrag für Großraumflugzeuge. Emirates bedachte auch Boeing mit einem 6,8-Milliarden-Dollar Leasinggeschäft über den Einsatz von 26 B777-300ER. Allerdings handelt es sich nur bei vier Flugzeugen um Neubestellungen.
Airbus überholt Boeing
Bereits zwei Jahre vor dem Jungfernflug der A380 hat Airbus damit schon 124 Bestellungen für das größte jemals gebaute Flugzeug der zivilen Luftfahrt in seinen Auftragsbüchern, darunter allein 43 von den Vereinigten Arabischen Emiraten, 15 von der Lufthansa und jeweils acht Kaufverpflichtungen von Malaysia und Qatar Airways. Noch niemals seien so kurz nach dem Programmstart so viele Exemplare eines neuen Flugzeugs verkauft worden, sagte Airbus-Chef Forgeard.
Die Entwicklung des 555-Sitzers ist schon zu fast zwei Dritteln abgeschlossen. Das erste Flugzeug des Typs soll im Jahr 2005 in Dienst gehen. Die A380 bricht damit das jahrzehntelange Monopol der B-747. Boeing verzichtete darauf, ein Flugzeug dieser Größenordnung neu zu entwickeln und setzt auf den mittelgroßen Langstreckenjet Dreamliner B7E7, der etwa 250 Passagiere fast 15.000 Kilometer weit transportieren kann und 2008 auf den Markt kommen soll. Airbus will 2003 insgesamt 300 Passagierflugzeuge ausliefern, und plant damit seinen Konkurrenten Boeing erstmals zu überholen.
Amerikanisch-französischer Wirtschaftskrieg?
Die Flugzeugmesse in Le Bourget bei Paris ist mit 1700 Messeteilnehmern eine der größten Ausstellungen der Branche. Dennoch blieben viele Aussteller der Messe in diesem Jahr fern. Vor allem bei US-amerikanischen Firmen kam es zu einem Buchungs-Rückgang um 20 Prozent, nachdem das US-Verteidigungsministerium beschlossen hatte, seine Vertreterzahl auf der Messe zu reduzieren.
Dieses Verhalten des Pentagons wurde als Reaktion auf die Politik Frankreichs im Irak-Konflikt gewertet. Die französische Verteidigungsministerin Michele Alliot-Marie kritisierte daraufhin in einem Zeitungsinterview den Chef des Pentagons, Donald Rumsfeld. Weiterhin zeigte sie sich besorgt über den Boykott der US-Industrie, der nach ihrer Ansicht einem Wirtschaftskrieg nahe käme.
Frankreich will Drohne bauen
Unterdessen will Frankreich nach Angaben von Alliot-Marie mit europäischen Partnern ein erstes unbemanntes Kampfflugzeug entwickeln. Wie die Verteidigungsministerin in Le Bourget ankündigte, soll ein Prototyp der Drohne unter der Federführung des Unternehmens Dassault Aviation auf den Weg gebracht werden. Nach Angaben von Branchenexperten ist das Entwicklungsprogramm rund 300 Millionen Euro schwer. Alliot-Marie betonte, Ziel des europäischen Vorhabens sei es, Schlüsseltechnologien für bemannte und unbemannte Kampfflugzeuge in Europa ab dem Jahr 2020 zu entwickeln.