Auf nach Riga!
Riga ist neben Umeå die zweite europäische Kulturhauptstadt 2014. Die Stadt hat von allem etwas und von manchem richtig viel: Kaufmannshäuser, Kirchen und Verschnörkeltes sowie eine Geschichte mit Höhen und Tiefen.
Weithin sichtbar
Lettland hatte Besatzer aus Ost und West, litt unter Nazis wie Sowjets. Milda, die bronzene Figur hoch oben auf der Stele des Freiheitsdenkmals, symbolisiert die Unabhängigkeit des Landes - ein kostbares Gut. Ohne Zweifel ist sie Rigas wichtigste Sehenswürdigkeit. Am Übergang von der Neustadt ins historische Zentrum ragt sie unübersehbar in den Himmel.
Geschichtsträchtiges Pflaster
1999, zum 800. Stadtjubiläum, hat Riga sich herausgeputzt. Auch das Schwarzhäupterhaus wurde wieder aufgebaut, mit niederländischer Renaissancefassade und als getreue Kopie des Originals. Es war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Im 14. Jahrhundert gehörte es der Gilde der unverheirateten deutschen Kaufleute. Sie trieben an der Düna Handel und machten Riga zu einer Hansestadt.
Schaurige Geschichten
Die schwedischen Besatzer haben dieses Tor in ein Wohnhaus gebrochen. Es ist von Legenden umwoben. So erzählt man, hier hätten sich einst ein junges Mädchen und ein schwedischer Soldat heimlich getroffen. Aber ihre verbotene Liebe wurde entdeckt. Zur Strafe sollen die beiden bei lebendigem Leib in die Stadtmauer eingemauert worden sein. Sind sie es, die hier gelegentlich um Mitternacht wispern?
Aufgehübschte Stadtmitte
Rigas Altstadt ist in den letzten 20 Jahren immer schöner und immer teurer geworden. Die meisten Einheimischen können sich die horrend teuren Immobilien nicht mehr leisten. Jetzt dominieren hier Hotels, Restaurants, Clubs, Boutiquen und Geschäfte mit den typischen Souvenirs aus Wolle und Bernstein.
Gucken und staunen
Nicht wenige Touristen kommen zum Feiern nach Riga. Denn hier ist Alkohol preiswert. Viele andere aber sind neugierig auf Kultur und Architektur und schwärmen in Rudeln durch die kopfsteingepflasterten Straßen. Immer auf der Suche nach einem neuen, nach dem besten Fotomotiv.
Verspieltes Riga
Der Vater des berühmten Regisseurs Sergeij Eisenstein hieß Michail und war Architekt. Einige seiner ausgefallensten Gebäude entwarf er für Riga, die Stadt des Jugendstils. Man kann nur staunen, wie viele Tiere und Fabelwesen sich hier auf den Fassaden tummeln. Und wie viele schöne Frauen es zu entdecken gibt! Die Ansammlung von insgesamt 800 Gebäuden steht auf der UNESCO-Welterbeliste.
Hoch hinaus
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist Riga rasant gewachsen. Die Industrialisierung boomte, die Einwohnerzahl explodierte, alte Holzhäuser mussten prächtigen Neubauten weichen. Man war wer, das sollte auch gezeigt werden. Vor der Tür, in den großbürgerlichen Wohnungen und selbst im Treppenhaus.
Zentrum des Baltikums
Jeder dritte Lette wohnt in der Hauptstadt. In Riga konzentriert sich die Wirtschaft des Landes. Hier befinden sich die bedeutendsten Museen und Theater und die meisten Hochschulen Lettlands. Die Studenten machen Riga zu einer jungen Stadt.
Neue Trends
Rigas Neustadt ist übersät mit Coffee Shops und Filialen allseits bekannter Modeketten. Aber man setzt auch eigene Akzente. Mit witzigen kleinen Bars, schrägen Bäckereien, Stricksalons, handgefertigten Schuhen und jungem Design, dass sich lässig vom traditionellen nationalen Kunsthandwerk emanzipiert hat.
Bauch von Riga
Nichts, was es hier nicht gibt: selbst gebrannten Schnaps, frisch geräucherten Fisch, Schweinsköpfe, Dillgurken, Kümmelkäse oder Honig. Rigas Zentralmarkt, weitläufig untergebracht in fünf ehemaligen Zeppelinhallen, ist eine echte Attraktion. Ein besonderes Erlebnis sind die resoluten Marktfrauen.
Neue Währung
Seit Monaten gewöhnen sich die Letten an die neue Währung. Sie haben um- und gegengerechnet und manchmal auch gestöhnt. Der Euro ist ein Teuro, hört man. Schon vor seiner Einführung am 1. Januar 2014 hätten die Preise angezogen. Ein Problem, vor allem für die Alten und für die Bevölkerung auf dem Land.
Raus aus dem Zentrum
Die meisten Touristen gucken sich nur Rigas Zentrum an, die Schokoladenseite der Stadt. Und zur Annäherung an die jüngste Vergangenheit gibt es dort das Okkupationsmuseum. Dabei ist eine Fahrt in die Vororte äußerst reizvoll – gleicht sie doch einer Zeitreise.
Rigas Vorstädte
Riga war eine der fortschrittlichsten Städte der UdSSR – damals, als Lettland noch sowjetische Republik war. Viele Fabriken stehen heute leer, inmitten trister Vorstädte aus Plattenbauten und in die Jahre gekommenen Holzhäusern.
Ein Koffer voller Souvenirs
Natürlich nimmt man auch das eine oder andere Souvenir mit aus Riga. Voller als der Koffer ist bei der Heimreise freilich der Kopf. Wiederkommen? Na klar, wenn Riga 2014 Kulturhauptstadt Europas ist. Und wenn es wieder Neues zu entdecken gibt. In Ausstellungen, bei Konzerten und Veranstaltungen - und mit all den Menschen, die zum unverwechselbaren Charakter dieser Stadt beitragen.