Aufbruch ins Pop-Zeitalter
Peter Ludwig war einer der großen Kunst-Mäzene. Seine Sammlung ist auf 19 Museen weltweit verstreut. Das Museum Ludwig, das den Großteil seiner Pop Art beherbergt, zeigt erstmals eine Auswahl der besten Exponate.
Kunst ist Trumpf
Der deutsche Industrielle Peter Ludwig war erst gar kein Fan von der Pop Art. Als er Anfang der 1960er Jahre die ersten Werke im Museum of Modern Art in New York sah, fand er sie grauslich. Aber 1967 sprang der Funke über und Peter Ludwig stieg ins Geschäft ein. Gemeinsam mit seiner Frau Irene baute er die bedeutendste Pop Art Sammlung außerhalb der USA auf.
Achse Köln - New York
Die Ludwigs verdienten ihr Geld mit Schokolade. Obwohl Peter Ludwig aus einer Industriellenfamilie stammte, studierte er Kunstgeschichte und promovierte über das Menschenbild im Werk von Pablo Picasso. Nicht zuletzt durch die Ludwigs vertiefte sich der Austausch zwischen Köln und New York. Die Domstadt wurde zum deutschen Kunststandort Nummer eins. Ludwig war sogar mehrfach Model für Andy Warhol.
Pop Art-Elite
Die Ludwigs gingen shoppen: Warhol, Rosenquist, Oldenburg (s. Bild): Sie kauften bei den angesagten Galeristen ein. Bei Sonnabend in Paris, bei Castelli in New York, bei Zwirner in Köln. Sie waren zwar keine Sammler der ersten Stunde. Es gelang ihnen trotzdem frühe Werke zu erwerben. 1968 legte die 4. documenta ihren Schwerpunkt auf die Pop Art und die Ludwigs erwarben Werke direkt aus der Schau.
Win-win-Situation
Als die Ludwigs 1968 ihre Pop Art-Sammlung zum ersten Mal im Museum zeigten, war die Ausstellung ein gigantischer Erfolg. Der Katalog musste in einem Jahr fünf Mal nachgedruckt werden. Diese Anerkennung bestärkte das Ehepaar in ihrem Wunsch, ihre Sammlung dauerhaft öffentlich zu zeigen. 1976 schenkten sie der Stadt Köln 350 Werke der Pop Art, was den Bau des Museum Ludwig auslöste.
Unersättlicher Kauftrieb
Andy Warhol und Peter Ludwig müssen ein ungewöhnliches Paar gewesen sein: der Schokoladen-Mogul und der Dandy aus New York. Die Ludwigs erwarben ihre ersten Warhols 1968 für 2000 bis 2500 Euro. Damals kaufte Peter Ludwig so gut wie jeden Tag ein Pop Art-Werk. Einmal pro Monat flog er nach New York, wo er Künstler wie Warhol auch privat in den Ateliers besuchte.
Jenseits der Klischees
Die amerikanische Pop Art griff nicht nur die Welt des Kommerzes ironisch heiter auf, sondern räumte auch mit Stereotypen der Geschlechter auf. Maria Sol Escobar war eine der wenigen Frauen dieser Kunstrichtung. Die gebürtige Venezolanerin, die unter dem Namen Marisol bekannt wurde, schuf nicht nur großräumige Assemblagen, sondern spielte auch in Andy Warhols Filmen mit.
Persiflage auf die Werbung
Viele Pop Art-Künstler wussten die Strategien der Werbung für ihre Zwecke zu nutzen. Mel Ramos setzte sich ab 1963 gezielt mit den erotischen Komponenten des Marketings auseinander. Er schuf die für ihn typischen Pin-Up-Girls: Frauen tauchen in vulgärer Pose auf gemalten Warenartikeln auf. Dazu gehört auch die Serie von "Animal Paintings": im Bild das Gemälde "Hippopotamus".
Lebensechter Kampf
Duane Hanson war einer der wichtigsten Bildhauer der Pop Art. In seinen hyperrealistischen Skulpturen macht er die Verheißungen des American Dream zum Thema. Die in Fiberglas, Polyesterharz oder Bronze gegossenen Figuren symbolisieren die Schattenseiten der amerikanischen Lebensweise, die wie ähnlich dem Football zu einem Kampfplatz werden kann.
Keine Scheu vor Kunst
Der Schwede Claes Oldenburg machte sich in seinen Soft-Sculptures einen Spaß daraus, der aufgeblasenen Konsumwelt die Luft rauszulassen. Meist sind es banale Alltagsobjekte wie Lichtschalter, Toiletten oder Eistüten, die Oldenburg in bizarre, schlaffe Kunstobjekte verwandelt. Bis zum 11. Januar 2015 zeigt die Ausstellung eine Best-Of-Auswahl der Pop Art-Sammlung aus acht Museen.