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Aufschwung Afrika

Adrian Kriesch20. April 2012

Afrika ist die Boom-Region der Zukunft. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der Unternehmensberatung Roland Berger. Doch Kritiker warnen vor zu optimistischen Einschätzungen: Denn die Armut nehme weiter zu.

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Bild: AP

"Dynamischste Wachstumsregion der Zukunft", "historische Geschäftschancen", "afrikanische Länder endlich auf der Weltbühne". An lobenden Worten fehlt es in der neuen Studie über Afrikas Zukunft nicht, die die Unternehmensberatung Roland Berger Strategy Consultants verfasst hat. Afrikas wirtschaftliches Potential gleiche dem von Staaten wie China und Indien vor 20 Jahren. Die wachsende Mittelschicht eröffne einen riesigen Konsummarkt - eine einmalige Chance für internationale Unternehmen, schlussfolgert die Studie. "Die Realität in Afrika ist viel weiter als die Wahrnehmung, die Afrika teilweise in der westlichen Welt immer noch hat", sagt Christian Wessels, einer der Autoren der Studie. Wessels spricht von "erstaunlichen Erfolgen" im Rohstoffsektor, aber auch in der Infrastruktur, im Finanzsektor und in der Konsumgüterindustrie.

Energiesektor treibt Wachstum an

Ein weiterer Wachstumstreiber ist der Studie zufolge der Energiesektor. Dieser sei jahrzehntelang von den meisten Regierungen vernachlässigt worden, doch innerhalb der nächsten fünf Jahre seien große Fortschritte zu erwarten. Auch aufgrund des technologischen Fortschrittes. Mosad Elmissiry stimmt dieser Prognose zu. Er leitet das Energieprogramm von NEPAD, der Entwicklungsinitiative der Afrikanischen Union, und versucht regionale Energieprojekte umzusetzen. Er berichtet von einer drastischen Steigerung der Energienachfrage, sowohl von Industrie und Bevölkerung, als auch aus dem Ausland. "Die afrikanische Bevölkerung setzt ihre Regierungen enorm unter Druck, damit sie in der Richtung aktiv werden."

Der Generatorenverkauf auf Sansibar boomt (Foto: Adrian Kriesch)
Unzuverlässige Stromversorgung: der Generatorenverkauf boomtBild: DW/ Adrian Kriesch

Armut steigt trotz Wachstum

Viele afrikanische Regierungen haben reagiert: Megaprojekte wie neue Wasserkraftwerke in Uganda oder Äthiopien seien ein gutes Beispiel dafür, meint Elmissiry. Doch die Energieversorgung in den meisten Staaten Afrikas ist noch immer katastrophal. In ländlichen Gebieten hat nur jeder zehnte Afrikaner Zugang zu Strom. Selbst in den meisten Hauptstädten des Kontinents ist die Stromversorgung unregelmäßig und hindert so das Wachstum von Unternehmen.

Eine Solaranlage im Senegal (Foto: KfW)
Zukunft in erneuerbaren Energien? Eine Solaranlage im SenegalBild: KfW-Bildarchiv/Bernhard Schurian

Robert Kappel forscht seit Jahren am Hamburger GIGA-Institut zur wirtschaftlichen Entwicklung Afrikas. Er mahnt zur Zurückhaltung bei der Beurteilung der aktuellen und zukünftigen Situation. Positive Studien, wie die der Unternehmensberatung Roland Berger, sieht er als Versuch, Investoren nach Afrika zu locken. "Man darf nicht so tun, als ob alles rosig ist", sagt Kappel. "Wir müssen sehen, dass Afrika im Weltmarkt langsam rausfällt und in der Industrie überhaupt keine Rolle mehr spielt. Nur noch 0,5 Prozent aller industriellen Exporte weltweit kommen aus Afrika."

Für Kappel mangelt es der afrikanischen Wirtschaft an Dynamik, vor allem in Industrie und Landwirtschaft. Das hohe Wachstum basiere weiter auf Rohstoffen, was auch Studien der Weltbank belegen. Dass Afrikas Wirtschaft wächst, ist ein Fakt. Leider aber auch, dass nicht viel vom Wachstum bei der Bevölkerung ankommt. Im Gegenteil: die Armut in weiten Teilen des Kontinents steigt weiter an.