Euro-Zone im Aufschwung
23. Januar 2014EZB-Präsident Mario Draghi sprach von ermutigenden Signalen - warnte aber gleichzeitig auch vor Gefahren für die Konjunktur. Ihn stimme zuversichtlich, dass das Wachstum nicht mehr allein von den Exporten getrieben werde, sondern allmählich auch von der Binnennachfrage. Allerdings sei der Aufschwung noch schwach und "sehr ungleich verteilt", sagte der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) der "Neue Zürcher Zeitung". "Insgesamt ist die Gefahr von Rückschlägen groß."
Vorsichtige Vorfreude
Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft kletterte im Januar um 1,1 auf 53,2 Punkte, teilte das Markit-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage unter 5000 Unternehmen mit. Damit hielt sich das Barometer klar über der Marke von 50 Punkten, ab der es Wachstum signalisiert. "Der Aufschwung hat im Januar weiter an Dynamik gewonnen", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Der Internationale Währungsfonds traut der Euro-Zone - die auf eine Wirtschaftsleistung von 9,5 Billionen Euro kommt - in diesem Jahr ein Wachstum von 1,0 Prozent zu. 2013 war sie noch um 0,4 Prozent geschrumpft.
"Trotz der Wachstumsbeschleunigung steht der Aufschwung weiter auf wackligen Beinen", warnte Chris Williamson vor allzu großem Optimismus. "So setzten die Unternehmen den Jobabbau fort." Wegen der nach wie vor schwachen Nachfrage mussten zudem viele Unternehmen ihre Verkaufspreise senken. "In vielen Ländern sind deflationäre Entwicklungen durchaus Anlass zur Besorgnis", sagte Williamson.
Sichtbare Unterschiede
Das nach wie vor große Gefälle innerhalb der Währungsunion gibt Anlass zur Sorge. In Deutschland beschleunigte sich das Wachstum und fiel so stark aus wie seit Juni 2011 nicht mehr. In Frankreich - der nach Deutschland zweitgrößten Volkswirtschaft des Euro-Raums - setzte sich der Abwärtstrend hingegen fort, wenn auch abgeschwächt. "Unserer Einschätzung nach dürfte Deutschland - insbesondere dessen boomender Industriesektor - die Wachstumslokomotive bleiben", sagte Markit-Ökonom Williamson. "Dagegen könnte die Entwicklung in Frankreich wohl noch für einige Zeit das Wachstum dämpfen."
rbr/se (rtr, dpa)