Ausschreitungen bei Demo gegen Polizeigewalt
13. Juni 2020In allen größeren Städten Frankreichs hatten sich wieder Tausende Bürger zu Kundgebungen versammelt. Die Proteste verliefen im Allgemeinen friedlich. In Paris schlug die Stimmung um, als einige Demonstranten auf die Statue der Marianne kletterten, die die Französische Republik personifiziert. Die Polizei setzte Tränengas ein und hinderte die Menge daran, durch das Stadtzentrum zu marschieren. Weitere Kundgebungen wurden unter anderem aus Marseille, Lyon, Montpellier und Bordeaux gemeldet.
In Paris hatte es einen Aufruf gegeben zum Protest gegen den Tod des jungen Schwarzen Adama Traoré im Polizeigewahrsam 2016. Seine Schwester Assa Traoré verlangte erneut eine Untersuchung der Umstände, unter denen der 24-Jährige ums Leben kam. Assa Traoré verglich den Fall ihres Bruders mit dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in den USA: "Wir haben uns heute versammelt, um Polizeigewalt, gesellschaftliche Gewalt und ethnische Gewalt anzuprangern", sagte sie.
Rechte Gegendemonstranten entfalteten von einem Dach ein großes Transparent, auf dem sie den Demonstranten "Anti-Weißen-Rassismus" vorwarfen. Das Transparent wurde jedoch vom Balkon der darunter liegenden Wohnung aus zerschnitten, vermutlich von den Anwohnern selbst.
Bereits am vergangenen Wochenende waren in Frankreich 23.000 Menschen gegen Polizeigewalt auf die Straße gegangen. Dagegen hatten Polizisten am Donnerstag und Freitag in Paris und anderen Städten gegen den Vorwurf protestiert, dass in ihren Reihen latenter Rassismus herrsche. Staatspräsident Emmanuel Macron will am Sonntagabend eine Fernsehansprache halten, in der er neben der Corona-Krise auch die Proteste in den USA und in seinem Land ansprechen dürfte.
uh/ml (afp, dpa)