Ausschreitungen bei Hooligan-Demo in Köln
26. Oktober 2014Es war von Anfang an eine bizarre Allianz, die sich in der Kölner Innenstadt versammelt hatte, Fußball-Hooligans und rechte Gruppen gegen eine gemeinsames Feindbild: die Islamisten. "Hooligans gegen Salafisten" nennen sich die Demonstranten, die - so ihre eigene Lesart - den Kampf gegen Islamisten in Deutschland aufnehmen wollen.
Mindestens 13 Polizisten verletzt
Bei der Kundgebung der gewaltbereiten Demonstranten kam es zu massiven Ausschreitungen. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein und ging auch mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen die Menschenmenge vor. Laut Polizeiangaben schleuderten Demonstranten die mit "Ausländer-raus"-Rufen durch die Kölner Innenstadt zogen, Flaschen, Steine und Feuerwerkskörper auf die Beamten. Mindestens 13 Polizisten wurden bei den Übergriffen der Hooligans verletzt, einer davon schwer. Sechs Personen wurden vorübergehend festgenommen. Viele der Teilnehmer des Protestzugs waren demnach stark alkoholisiert. Nach Schätzungen der Polizei beteiligten sich rund 2500 gewaltbereite Hooligans aus Fangruppen verschiedener Fußballvereine und Personen aus dem rechten Spektrum an der Demonstration.
Friedliche Gegendemo
Parallel zur Hooligan-Demonstration fand beim Kölner Hauptbahnhof eine Kundgebung gegen Fremdenfeindlichkeit und rechte Parolen statt, an der sich rund 500 Menschen beteiligten, darunter die Kölschband "Brings". Nach Polizeiangaben verlief die Gegendemonstration friedlich.
Im Visier der Sicherheitsbehörden
Die Aktivitäten der Gruppe "Hooligans gegen Salafisten", bei der auch Rechtsextreme mitmischen, werden von den Sicherheitsbehörden aufmerksam beobachtet. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) zeigte sich vor der Demonstration besorgt.
Bereits Ende September hatten Hooligans in Dortmund gegen den islamistischen Prediger Pierre Vogel protestiert. Im Vorfeld der Kundgebung in Köln hatte der Landeschef der Polizeigewerkschaft, Erich Rettinghaus, im "Kölner Stadt-Anzeiger" davor gewarnt, dass gewaltbereite Fußball-Anhänger mit Kontakten in die rechtsextremistische Szene Ängste in der Bevölkerung bezüglich islamistischer Extremisten ausnutzten. Die Hooligans drängelten sich "in die Rolle der Gutmenschen", um mehr Anhänger zu mobilisieren".
Die Szene der deutschen Fußball-Hooligans ist heterogen. In ihr finden sich sowohl linke wie unpolitische Anhänger wieder, aber eben auch nicht wenige Vertreter mit rechtem Gedankengut. Die Hooligan-Demonstration in Köln war von einem Funktionär der rechtsextremen Partei Pro-NRW angemeldet worden, die unter Beobachtung des Verfassungsschutzes steht.
qu/ml (dpa, sid, afp, rtr,KSTA)