Gewalt bei Protesten äthiopischer Juden
3. Mai 2015Mehrere tausend aus Äthiopien stammende Juden haben in Tel Aviv gegen Rassismus, Diskriminierung und unverhältnismäßige Polizeigewalt protestiert. Über mehrere Stunden hinweg verliefen die Proteste zumeist friedlich. Dann jedoch kam es auf dem zentralen Rabin-Platz zu blutigen Auseinandersetzungen. Aus einer Menge von mehreren hundert Demonstranten wurden Steine und Flaschen auf die Sicherheitskräfte geschleudert. Randalierer kippten ein Polizeifahrzeug um. Die Beamten setzten Blendgranaten, Tränengas und einen Wasserwerfer gegen die Menge ein, wie israelische Medien berichteten.
Im Stadtzentrum waren Explosionen zu hören. Über Tel Aviv kreisten stundenlang Polizeihubschrauber. Hunderte Polizisten waren im Einsatz, um die Situation wieder zu beruhigen. Insgesamt wurden laut der Nachrichtenseite "ynet" 46 Menschen bei den Zusammenstößen verletzt, darunter 23 Polizisten. Mindestens 26 Personen seien festgenommen worden.
"Wir sind alle Menschen"
Die Demonstranten hatten zuvor die Autobahn zwischen Tel Aviv und Jerusalem sowie zentrale Straßen in der Küstenmetropole blockiert. Einige von ihnen legten sich auf die Fahrbahn. "Nicht schwarz, nicht weiß, wir sind alle Menschen", skandierten Teilnehmer des Protests. Am Donnerstag gab es bei einer ähnlichen Kundgebung in Jerusalem ebenfalls Ausschreitungen.
Die Spannungen in Israel hatten zugenommen, nachdem vor einer Woche ein Video publik gemacht worden war, das zeigt, wie Polizisten in einem Vorort von Tel Aviv einen äthiopisch-stämmigen Soldaten in Uniform herumstoßen und schlagen. Zwei Polizeibeamte wurden später vom Dienst suspendiert. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verurteilte den Vorfall. Er will sich nach Angaben seines Büros an diesem Montag mit dem betroffenen Soldaten und äthiopisch-stämmigen Aktivisten treffen.
Laut israelischer Statistikbehörde leben unter den acht Millionen Menschen im Land mehr als 135.000 Juden mit äthiopischen Wurzeln. Die meisten von ihnen kamen in zwei Einwanderungswellen in den 1980er und 1990er Jahren aus Afrika. Seither klagen viele von ihnen über Rassismus und eine permanente Benachteiligung in Beruf und Alltag.
se/haz (rtre, ape, dpa, afp)