Generalstreik legt Griechenland lahm
4. Februar 2016Es sei einfacher zu sagen, wer nicht streikt als wer streikt, hieß es im griechischen Rundfunk. Um die Mittagzeit marschierten Zehntausende Demonstranten durch das Zentrum Athens
Am Rande einer Demonstration in Athen haben rund 500 Vermummte für Unruhe gesorgt. Sie warfen Brandsätze in die Reihen der Polizei, die Beamten antworteten mit Blendgranaten und Tränengas, wie Augenzeugen berichteten. Hunderte andere friedliche Demonstranten flüchteten daraufhin in die Nebenstraßen im Zentrum Athens. Autonome Gruppierungen versuchen immer wieder, Demonstrationen in Athen ins Chaos zu stürzen.
Auch in anderen Städten wie Thessaloniki, Patras, Iraklion und Volos gingen die Menschen auf die Straße. In vielen Fällen demonstrierten Arbeitgeber und Arbeitnehmer Hand in Hand. Händler gingen zusammen mit ihren Angestellten auf die Straße. Unter anderem streiken Seeleute, Rechtsanwälte, die Angestellten der Müllabfuhr, Apotheker, Landwirte und Ingenieure. Auch viele Freiberufler beteiligen sich an den 24-stündigen Protesten. Krankenhäuser arbeiten im Notfallmodus.
Beeinträchtigt ist auch der Verkehr. Taxis fahren nicht, Tankstellen haben geschlossen, im Hafen von Piräus läuft keine Fähre aus. Zudem fallen einige Inlandsflüge zu kleineren Inseln aus. Internationale Verbindungen sollen aber nicht betroffen sein.
Rentenkürzungen um 15 Prozent geplant
"Hände weg von unseren Renten", skandierten die Demonstranten. "Der Arbeitsminister soll seine Familie mit 360 Euro im Monat ernähren", hieß auf einem Transparent.
Die Pläne der Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras sehen unter anderem Kürzungen von neuen Renten um durchschnittlich 15 Prozent und erhebliche Einbußen auch bei den Landwirten vor. Freiberufler würden ebenfalls zur Kasse gebeten. Tsipras hatte zuletzt wiederholt gewarnt, ohne Reformen könnten bald überhaupt keine Renten mehr ausgezahlt werden.
In Athen wird darüber spekuliert, ob die Rentenreforn vom Parlament gebilligt wird. Viele Abgeordnete wurden nämlich bereits von ihren Wählern aufgefordert, der Reform nicht zuzustimmen. Tsipras Links-Rechts-Regierung hat eine dünne Mehrheit von drei Abgeordneten. Abweichler könnten das Land in eine neue politische Krise stürzen. Die Reformen sind Voraussetzung für weitere Hilfen der internationalen Geldgeber für das hochverschuldete Griechenland.
gri/wl (dpa, rtre)