Ausstellung: "Bunte Götter - Golden Edition"
Die Antike war bunt - und nicht weiß. Das zeigt eine Ausstellung im Frankfurter Liebieghaus Skulpturenmuseum. Sie ist die Fortsetzung einer Schau von 2003, die seitdem in mehr als 30 Städten weltweit zu sehen war.
Von abstrakt zu sinnlich
Der römische Marmorkopf einer weiblichen Gottheit beschäftigte Ende des 19. Jahrhunderts den Dresdner Archäologen Georg Treu. Die Frankfurter Ausstellung "Bunte Götter - Golden Edition" präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse und gibt anhand von Rekonstruktionen Einblicke, wie solche antiken Skulpturen einst im Original ausgesehen haben könnten. Dabei ist eines sicher: Die Antike war bunt.
Unerwartete Muster
Die neuen Untersuchungen brachten eine Fülle neuer Beobachtungen ans Licht. Der Archäologe Vinzenz Brinkmann konnte beispielsweise die Ornamente an Trikot und Jacke dieses Bogenschützen vollständig rekonstruieren. Dieses Modell besteht aus Kunstmarmor. Das marmorne Original stammt aus Ägina um 480 v. Chr. und befindet sich heute in der Münchner Glyptothek.
Grabstatue der Phrasikleia
1972 entdeckte ein griechischer Archäologe in Attika zwei Marmorstatuen. Sie lagen in Bleifolie verpackt in der Erde und waren somit weitgehend geschützt vor Umwelteinflüssen. Dadurch haben sich die Farben außergewöhnlich gut erhalten. Diese Rekonstruktion zeigt, wie die weibliche Figur ursprünglich ausgesehen haben könnte. Das Original steht im Archäologischen Nationalmuseum von Athen.
Archaische Figur der Peploskore
Die Statue der Peploskore wurde in den Ruinen der Akropolis entdeckt. Das Original ist im Athener Akropolismuseum ausgestellt. Diese Rekonstruktion zeigt, zu welchen Ergebnissen die Forscher bei der Untersuchung der Oberflächen gekommen sind. Unter anderem wurden auf dem Gewand Abbildungen von Tieren entdeckt, was darauf hinweist, dass es sich um eine Göttin handelt, sagt Vinzenz Brinkmann.
Farb-Rekonstruktion eines Kuros
Ein Kuros ist eine Grabfigur für einen verstorbenen Mann. Es gibt hunderte solcher Figuren, die bis heute erhalten sind. Bei dieser Nachbildung handelt es sich um eine generische Rekonstruktion, erklärt Vinzenz Brinkmann. "Wir haben einfach unsere gesamte Kenntnis zusammengezogen und eine Quintessenz gezogen."
Kleine Herkulanerin
Diese berühmte Marmorstatue ist um 100 v. Chr. entstanden und gehört somit in die Spätzeit des antiken griechischen Kunstschaffens. Die Figur zeigt eine Frau, die ihren Mantel eng um ihren Körper zieht. Mit Hilfe eines Forschungsprojektes ließ sich die ursprüngliche Farbigkeit der Figur nachweisen und rekonstruieren (Foto). Die originale Statue steht im archäologischen Nationalmuseum in Athen.
Die Muse
Ein weiteres Forschungsprojekt widmete sich der Figur einer stehenden Muse. Auch hier ließen sich zahlreiche Farbspuren nachweisen. Für die aktuelle Ausstellung im Liebighaus wurden drei verkleinerte Rekonstruktionen erschaffen, die verschiedene Varianten zeigen, wie das Original ausgesehen haben könnte. Denn nicht immer sind die Farbspuren, die man findet, eindeutig zu interpretieren.
Die Bronzekrieger
In der Ausstellung im Liebieghaus sind nicht nur Marmorstatuen zu sehen,sondern auch Nachgüsse von Bronzestatuen. Um die erwünschte Farbe zu erhalten, wurden sie künstlich patiniert. Die natürliche Patinierung, also durch Witterungseinflüsse, bewirkt, dass Bronze erst grün und dann schwarz wird - zu sehen an den Originalen, die sich im Archäologischen Nationalmuseum in Reggio Calabria befinden.