Australien empört über Erdogan-Äußerungen
20. März 2019Der australische Regierungschef Scott Morrison kündigte an, den türkischen Botschafter in Canberra einzubestellen. Die Äußerungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogans bezeichnete er als "sehr beleidigend".
Erdogan hatte im türkischen Wahlkampf die Anschläge als Angriffe auf den Islam und auch auf die Türkei verurteilt. Zugleich drohte er Australiern mit antimuslimischer Gesinnung dasselbe Schicksal an, das im Ersten Weltkrieg die Truppen aus Großbritannien, Australien, Neuseeland und Frankreich bei der Schlacht von Gallipoli ereilte. Diese Verbündeten kämpften gegen eine osmanische Streitmacht.
8000 Australier starben in Gallipoli
Bei der Schlacht von Gallipoli - die türkische Halbinsel gleichen Namens liegt westlich von Istanbul - starben zwischen Februar 1915 und Januar 1916 mehr als 8000 Australier und mehr als 2000 Neuseeländer. Insgesamt kamen auf beiden Seiten mehr als 100.000 Soldaten ums Leben. Die osmanischen Truppen, unterstützt von Deutschland und Österreich-Ungarn, siegten.
"Ich empfinde das natürlich als sehr beleidigenden Kommentar und ich werde den türkischen Botschafter heute zu einem Treffen mit mir einbestellen, um diese Angelegenheit zu erörtern", sagte Morrison dem Sender ABC.
Erste Beisetzungen in Neuseeland
Unterdessen haben in Christchurch in Neuseeland die Beisetzungen der ersten Opfer des Terroranschlags auf zwei Moscheen begonnen. Zunächst wurden die Leichen eines Mannes und seines Sohnes im Memorial Park-Friedhof zu Grabe getragen, wie örtliche Medien berichteten. Die beiden waren erst vor wenigen Monaten aus Syrien nach Neuseeland gekommen.
Bei dem rassistisch motivierten Massaker am vergangenen Freitag sind nach bisherigem Stand 50 Menschen getötet worden. Weitere 30 wurden verletzt. Der mutmaßliche Täter - ein 28 Jahre alter Rechtsextremist aus Australien - sitzt in Untersuchungshaft.
Die meisten Opfer kommen aus Einwandererfamilien. Im Islam ist es eigentlich üblich, dass Tote binnen 24 Stunden beigesetzt werden. Wegen der kriminaltechnischen Untersuchungen mussten die Familien länger auf die Freigabe der Leichen ihrer Angehörigen warten.
nob/mak (dpa, afp)