Australische Mediziner kommen zu Nobel-Ehren
3. Oktober 2005Für ihre Forschung über das Helicobacter pylori Bakterium geht der Medizin-Nobelpreis in diesem Jahr an die Australier Barry Marshall und Robin Warren. Das gab das Nobelpreis-Komitee am Montag (3.10.2005) in Stockholm bekannt.
Auslöser von Gastritis und Magengeschwüren
Das Helicobacter-Bakterium spielte eine Rolle bei Gastritis und Magengeschwüren. Während bis in die 1980er Jahre Stress und Übersäuerung des Magens als wichtigste Gründe für Magenschleimhaut-Entzündungen, Magengeschwüre und Magenkrebs galten, geht man heute davon aus, dass für die weitaus meisten Fälle solcher Krankheiten das scheinbar harmlose Helicobacter-Bakterium verantwortlich ist. Die Erkenntnis, dass diese Leiden auf Entzündungen durch das Bakterium Helicobacter pylori zurückgingen, sei bemerkenswert und unerwartet, so das schwedische Karolinska-Institut.
Zwei Drittel der Weltbevölkerung infiziert
Das von den Forschern entdeckte Bakterium ist für 90 Prozent aller Zwölffingerdarm- und für 80 Prozent aller Magengeschwüre verantwortlich. Rund zwei Drittel der Weltbevölkerung sind mit dem Bakterium infiziert, in den meisten Fällen äußern sich aber keine Symptome. Die Infektion ist eine Ursache für Magenkrebs, der zweithäufigsten Krebsart überhaupt. Dank der Entdeckung der beiden Forscher könne die Erkrankung etwa durch Antibiotika geheilt werden, begründete die Nobel-Jury ihre Entscheidung.
Der 1937 in Adelaide geborene Warren und der 1951 in Kalgoorlie zur Welt gekommene Marshall werden sich den mit zehn Millionen schwedischen Kronen (das enstpricht rund 1,1 Millionen Euro) dotierten Preis teilen.
"Großer Nutzen für die Menschheit"
Der Preis für Medizin ist in jedem Jahr der erste der fünf Nobelpreise, die als Vermächtnis des schwedischen Erfinders und Industriellen Alfred Nobel vergeben werden. Nobels Ziel war diejenigen zu ehren, "die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben". Die Preise werden im Dezember überreicht.
Am Dienstag folgt der Preis für Physik, am Mittwoch für Chemie, am Donnerstag voraussichtlich traditionsgemäß Literatur. Traditioneller Höhepunkt ist die Bekanntgabe des Friedensnobelpreises am Freitag. Hier gelten die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) und der japanische Atomopferverband Nihon Hidankyo als aussichtsreiche Kandidaten. Seit 1969 gibt es als sechsten Nobelpreis eine Auszeichnung im Bereich der Wirtschaftswissenschaften. Sie wurde von der schwedischen Notenbank gestiftet und wird am kommenden Montag verliehen. (ch)