1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Schummelei bei Spritverbrauch und CO2-Ausstoß

17. November 2016

Auf Europas Straßen sind nach einer neuen Studie im vergangenen Jahr Millionen Autos mit deutlich höherem Verbrauch und CO2-Ausstoß als vom Hersteller angegeben unterwegs gewesen. Der Unterschied ist demnach eklatant.

https://p.dw.com/p/2So3d
Benzinzapfhahn (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture alliance/dpa

Mit mehr als 40 Prozent sei die Kluft zwischen realem Spritverbrauch und CO2-Ausstoß "so groß wie noch nie", teilte das Forschungsinstitut ICCT (International Council on Clean Transportation) mit. Die Institution hatte vor einem Jahr den Abgas-Skandal bei Volkswagen mit aufgedeckt. Die Differenz zwischen Herstellerangaben und dem tatsächlich gemessenen Verbrauch vergrößerte sich laut ICCT in den vergangenen Jahren deutlich. Noch vor zehn Jahren seien die realen Werte um 15 Prozent abgewichen, 2013 seien es 25 Prozent gewesen – inzwischen 42 Prozent.

"Optimiert für die Testsituation"

Drei Viertel der Diskrepanz zwischen Real- und Testverbrauch seien darauf zurückzuführen, dass Hersteller "immer systematischer Schlupflöcher in der bestehenden Regulierung ausnutzen", erklärte ICCT-Europa-Geschäftsführer Peter Mock. So würden zahlreiche für den Prüfstand verwendete Wagen gezielt für die Testsituation optimiert. "Besonders hohe Abweichungen werden im Premiumsegment beobachtet, wo in der Realität der Kraftstoffverbrauch einiger Fahrzeugmodelle – im Durchschnitt – mehr als 50 Prozent höher liegt als vom Hersteller angegeben", kritisiert die Organisation. Vor allem beim Start einer neuen Modellgeneration sei der Anstieg oft sprunghaft.

Nach Angaben der Wissenschaftler flossen Daten für etwa eine Million Autos in die Untersuchung ein. Trotz Unterschiede im Fahrverhalten der Besitzer habe man durch die Vielzahl der Einzelbeobachtungen damit schlüssige Ergebnisse, die einen klaren Trend für die Flotte der Neufahrzeuge anzeigten.

Unabhängige Nachtests nötig

Die Forscher setzen auf eine für 2017 geplante Einführung einer neuen Testprozedur. Ohne diese rechnen sie mit einer steigenden Diskrepanz zwischen offiziellen und realen CO2-Emissionen auf etwa 50 Prozent bis 2020. Die Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass auch dann möglicherweise neue "Schlupflöcher" gefunden würden. Sie empfehlen daher die Einführung unabhängiger Nachtests zufällig ausgewählter Serienfahrzeuge in der EU, so wie es in den USA bereits heute üblich ist.

fab/SC (dpa, afp, ICCT)