Automobilindustrie: Die Zulieferer leiden zuerst
Der Wandel in der Autoindustrie - weg von Verbrenner hin zur E-Moblität - wird nicht nur bei VW, BMW und Co Arbeitsplätze kosten, sondern auch bei den Zulieferern. Die spüren die Veränderungen bereits ganz konkret.
Schöne neue Zeit?
Wenn die Autos keinen Lärm mehr machen und keine Abgase mehr ausstoßen, fühlt sich der eine oder andere dem Himmel auf den Straßen schon ganz nah. Die Autobauer sehen das etwas anders, müssen sie doch jetzt bei sinkenden Erlösen ins Risiko gehen. "Zum konjunkturell bedingten Rückgang kommen die Probleme mit dem Verbrenner", fasst das Jan Dannenberg vom Unternehmensberater Berylls zusammen.
Bosch
Und wenn die Autobauer erst husten, haben die Zulieferer schon eine Lungenentzündung, wie bei Bosch zu beobachten ist: Schon 2018 wurden dort 600 Stellen im Zulieferergeschäft abgebaut. In diesem Jahr, so der Betriebsrat, könnten weitere 1000 Stellen wegfallen. Bosch-Boss Volkmar Denner dazu: "Das ist keine kurzfristige Delle, die schnell wieder aufgeholt werden kann. Der Rückenwind ist weg."
Schaeffler
Der fränkische Automobilzulieferer Schaeffler kündigte an, dass an mehreren Standorten in der zweiten Jahreshälfte tageweise der Betrieb stillstehen könnte, und für die Zukunft denke man auch an Kurzarbeit. Damit bildet die Firma noch eine Ausnahme. Beryll-Berater Dannenberg: "Wir sehen noch keine Kurzarbeit im größeren Stil. Sollte sich der Trend fortsetzen, ist das aber sehr wahrscheinlich."
Continental
Um ein Elektroauto herzustellen, braucht man weniger Komponenten, den Zulieferern brechen Aufträge weg. Bosch-Chef Denner erklärt das so vor: "Wenn wir bei einem Dieseleinspritzsystem zehn Mitarbeiter beschäftigen, sind es bei einem Benzinsystem drei und bei einem Elektrofahrzeug nur noch einer." Bei Continental heißt das: Schließung eines Werkes und Produktionsverlagerung ins billigere Ausland.
ZF
Die ZF Friedrichshafen AG ist der drittgrößte Autozulieferer in Deutschland, seine rund 150.000 Angestellten erwirtschafteten 2018 einen Umsatz von fast 37 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr sieht ZF aber eher schwarz und sagt einen Umsatzrückgang in Milliardenhöhe voraus.
ElringKlinger
Bereits in den roten Zahlen ist ElringKlinger. Am Mittwoch teilte die Firma mit, im zweiten Quartal einen Verlust von 8,6 Millionen Euro eingefahren zu haben. Die Gründe dafür seien eine schwache Nachfrage in Europa und China und hohe Rohstoffpreise. Vorstandschef Wolf will nun mit weiteren Kostensenkungen gegensteuern. Ein Stellenabbau wie bei anderen Herstellern sei aber nicht geplant.
Mann+Hummel
Wie ElringKlinger ist auch Mann+Hummel in Baden-Württemberg angesiedelt, der Zulieferer ist auf Filtersysteme spezialisiert. Das Familienunternehmen, für das 21.000 Mitarbeiter tätig sind, kam im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von vier Milliarden Euro. Jetzt sollen wegen der angespannten Marktlage 1200 Stellen abgebaut werden.
Mahle
Ein Angestellter von Mahle überprüft Kolben für - Verbrennungsmotoren natürlich. Er muss. wie auch viele seiner fast 80.000 Kollegen, um seine berufliche Zukunft bangen. Denn auch das Stuttgarter Unternehmer stellt sich auf magere Zeiten ein: Mahle, einer der 20 größten Auto-Zulieferer weltweit, will Stellen abbauen und eines seiner Werke schließen.
Kuka
Der Roboterbauer, inzwischen in chinesischer Hand, wird 380 Stellen streichen. Kaum ein Autobauer kommt ohne die Fertigungsroboter aus Augsburg aus. Aber derzeit werden weniger davon geordert. Die Stimmung in der gesamten Branche fasst der Autoexperte der Beratungsfirma EY so zusammen: "Wir haben einige Super-Jahre erlebt. Diese Feierlaune ist jetzt vorbei."