Autozulieferer kauft Nürburgring
11. März 2014Die Gläubiger der insolventen Rennstrecke gaben dem Düsseldorfer Autozulieferer Capricorn nach stundenlangen abschließenden Verhandlungen den Vorzug vor dem Gebot von H.I.G. Capital. "Es war eine knappe Entscheidung", sagte der Sachwalter der Nürburgring GmbH, Jens Lieser in Koblenz. Der Kaufpreis beträgt 102 Millionen Euro. Davon sollen bis zu 25 Millionen Euro in den Ausbau der Rennstrecke fließen. Die Formel 1 bleibe die Königsdisziplin am Ring, teilte der neue Eigentümer mit.
Steuergeld vernichtet
Bisherige Inhaber der traditionsreichen Strecke in der Eifel waren das Land Rheinland-Pfalz und der Landkreis Ahrweiler. Der Nürburgring hatte nach einem höchst kostspieligen Umbau ab 2007 hohe Verluste eingefahren und 2012 Insolvenz angemeldet. Die damalige SPD-Landesregierung hatte mehr als 300 Millionen Euro in den Ausbau des Areals zu einem Freizeitpark gesteckt. Die Insolvenz kostete auch Steuergeld in Millionenhöhe.
Das Konzept Freizeitpark ist jetzt endgültig passé. Capricorn will das Erlebnisdorf "Grüne Hölle" nahe der Rennstrecke sofort schließen und die erst vor kurzem eingeweihte Achterbahn "Ringracer" stilllegen. Wie Capricorn-Geschäftsführer Robertino Wild mitteilte, soll am Ring stattdessen ein Automobil-Technologieschwerpunkt aufgebaut werden. Man sei in Gesprächen mit verschieden Instituten, auch dem Fraunhofer-Institut. "Wir hoffen, das ein oder andere Institut an den Nürburgring locken zu können", sagte Wild.
Mittelständler mit 350 Beschäftigten
Capricorn mit Hauptsitz in Düsseldorf betreibt bereits einen eigenen Außenstandort am Nürburgring. Dort arbeiten knapp hundert der insgesamt mehr als 350 Beschäftigten. Der Motorsport-Zulieferer produziert vor allem Kurbel- und Nockenwellen, Zylinderlaufbuchsen, Kolben und Pleuel. Das Unternehmen wird den 1927 errichteten Nürburgring zum 1. Januar 2015 übernehmen. Alle Rennen sollen in diesem Jahr wie geplant stattfinden.
Auf dem Nürburgring gastiert alle zwei Jahre die Formel 1. Dort unterziehen aber auch viele Autohersteller ihre neuen Modelle einem Belastungstest, an Wochenenden zahlen Hobby-Fahrer Geld, um die als "Grüne Hölle" bekannte Nordschleife mit dem eigenen Auto abfahren zu können. Sie war einst mit 20 Kilometern die längste Formel-1-Strecke der Welt. Heute fährt die Rennserie nur noch auf einem 5,1 Kilometer langen Kurs. Auch für Musik-Festivals und andere Events wird das Areal genutzt.
wl/qu (dpa,sid,rtr)