Cecchinato schmeißt Djokovic raus
5. Juni 2018Als es vollbracht war, sank Marco Cecchinato erleichtert, glücklich und absolut überwältigt in den roten Sand von Paris und streckte in Rückenlage alle Viere von sich. Gerade hatte er den größten Sieg seiner Karriere mit einem unerreichbaren Return entlang der Linie perfekt gemacht. Mit 6:3, 7:6 (7:4), 1:6 und 7:6 (13:11) besiegte er den ehemaligen Weltranglistenersten Novak Djokovic, der zum Gratulieren auf die andere Seite des Netzes kam, Cecchinato liebevoll in den Arm nahm und ihm einige anerkennende Worte ins Ohr flüsterte. Danach musste sich der Italiener erst einmal auf seine Bank setzen und es flossen die Freudentränen. Unterdessen verließ Djokovic unter dem Beifall des Publikums das Stadion.
"Es ist unglaublich", sagte der fast sprachlose Cecchinato im Siegerinterview auf dem Platz strahlend und musste schon wieder ein paar Tränen verdrücken. Vor Roland Garros hatte der 25-Jährige in vier Anläufen seit 2015 noch nie ein Match bei einem Grand-Slam-Turnier gewonnen, auf seinem Weg in die Runde der besten Acht aber unter anderem bereits David Goffin (Belgien/Nr. 8) und Pablo Carreno Busta (Spanien/Nr. 10) überraschend ausgeschaltet.
Absoluter Höhepunkt der Begegnung mit Djokovic, der in Paris an Position 20 gesetzt war, war der abschließende Tiebreak. Mehrfach hatte der Serbe Satzball, versäumte es aber, beste Chancen zu nutzen. Schließlich wendete sich das Blatt und Cecchinato erarbeitete sich mehrere Matchbälle, von denen er den dritten verwandelte. Im Halbfinale trifft er nun auf Dominic Thiem aus Österreich.
Zverev scheitert im Viertelfinale
Im Match zuvor hatte Alexander Zverev gegen den Österreicher zwei Matchbälle noch abwehren können, aber beim dritten war es dann soweit: Deutschlands Nummer eins der Tennisprofis verlor sein Viertelfinalspiel bei den French Open in Paris gegen den Österreicher Dominic Thiem glatt in drei Sätzen mit 4:6, 2:6, 1:6. Er verpasste damit die Chance, als erster Deutscher seit Tommy Haas 2009 in Wimbledon das Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers zu erreichen.
Zverev waren die Strapazen der drei vorhergehenden Fünfsatzpartien in Roland Garros anzumerken. Wiederholt griff sich der 21-Jährige an die Rückseite des linken Oberschenkels und ließ sich mehrfach behandeln. "Ich wusste, dass ich nicht mehr gewinnen kann. Ich konnte mich kaum bewegen, konnte kaum aufschlagen", sagte Zverev anschließend, der sich bereits im dritten Spiel des Tages erstmals mit schmerzverzerrtem Gesicht an den linken Oberschenkel gegriffen hatte: "Aber ich wollte nicht in meinem ersten Viertelfinale bei einem Grand Slam aufgeben. Auch wenn ich definitiv darüber nachgedacht habe."
Dem druckvollen Spiel Thiems konnte der Weltranglistensdritte so jedenfalls nicht standhalten. Nach 1:50 Stunden musste Zverev im siebten Duell mit Thiem die fünfte Niederlage hinnehmen. Bereits 2016 hatte er bei seinem French-Open-Debüt in Runde drei gegen den Österreicher verloren. "Er ist einer der fittesten Jungs auf der Tour, aber selbst für ihn ist es hart, drei Fünfsatzmatches in Serie zu bestreiten", sagte Gewinner Thiem nach Spielende: "Ich hoffe, dass wir in Zukunft wieder aufeinandertreffen. Wenn wir beide bei 100 Prozent sind, wird das für alle nochmal interessanter."
Nur noch Kerber im Rennen
Thiem steht nach seinem Sieg zum dritten Mal nacheinander unter den letzten Vier in Paris. Der 24-Jährige trifft in der Vorschlussrunde am Donnerstag entweder auf den früheren Paris-Sieger Novak Djokovic aus Serbien oder den italienischen Außenseiter Marco Cecchinato. Bei den Frauen kann am Mittwoch noch Angelique Kerber ins Halbfinale einziehen. Sie trifft in ihrem zweiten French-Open-Viertelfinale nach 2012 auf die Weltranglistenerste Simona Halep aus Rumänien. Als erste Halbfinalistin steht bereits die US-Amerikanerin Madison Keys fest. Sie besiegte die Kasachin Julia Putinzewa in zwei Sätzen mit 7:6 (7:5), 6:4.
Im Semifinale trifft Keys auf ihre Landsfrau Sloane Stephens, die sich mühelos mit 6:3, 6:1 gegen die Russin Darja Kassatkina durchsetzte.
sn/asz (dpa, sid)