Bachs größte Kantaten-Hits
Bach schrieb nie eine Oper, dennoch sind seine Kirchenkantaten Musikdrama pur. Sie geben auch einen faszinierenden Einblick in die damalige Glaubenswelt – und sind in ihrer menschlichen Botschaft immer noch aktuell.
Wie schön leuchtet der Morgenstern, BWV 1
Im über 1120 Stücke zählenden Bach-Werke-Verzeichnis (BWV) trägt diese Kantate die Nummer 1. Bach komponierte sie für das Fest "Mariä Verkündigung". Über eines der bekanntesten Kirchenlieder Martin Luthers entfaltet er eine mehrstimmige Pracht, die von zarten Geigenklängen bis hin zur beschwingt-tänzerischen Jubelstimmung reicht.
Nun komm der heiden Heiland, BWV 61
Martin Luther schrieb das Kirchenlied "Nun komm…" im Jahr 1524. Trotz des fröhlichen Advent-Themas wirkt das Lied irgendwie düster. Bachs früheste Kantate auf Basis des Liedes entstand 1714 in Weimar. Ganz prunkvoll entwickelt er das musikalische Motiv zu Beginn im Stil einer französischen Ouvertüre - damals war das sehr moderne Musik - und verleiht ihm damit eine zusätzliche Erhabenheit.
Wachet auf, ruft uns die Stimme, BWV 140
In der Mitte dieses Werks erklingt eine zarte, ruhige Melodie, die zu Bachs bekanntesten gehört. Auch die entsprechende Kantate ist eine seiner berühmtesten. Grundgedanke ist die Verbindung zwischen Jesus und der menschlichen Seele, die metaphorisch wie eine Hochzeit dargestellt wird.
Ich habe genug, BWV 82
Lebensmüde freut sich der Gläubige auf den Tod und auf das andere Leben im Jenseits. Das Werk entstand 1727 in Leipzig, und der Text stammt wahrscheinlich von einem 24-jährigen Theologiestudenten namens Christoph Birkmann. Das war keine Seltenheit: Bach vertonte häufig Texte wenig bekannter Dichter.
Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen, BWV 12
Kurz nachdem Bach, der Weimarer Hoforganist, 1714 zum Konzertmeister ernannt wurde, schrieb er diese Kantate, in der es um den Abschied Jesu von seinen Jüngern geht - und gleichzeitig auch um die Vorfreude auf ein Wiedersehen. Trotz des depressiv klingenden Titels entfaltet sich also eine fröhliche Botschaft, die zum entsprechenden Sonntag "Jubilate" drei Wochen nach Ostern passt.
O Ewigkeit, du Donnerwort, BWV 20
Ein weiteres Werk aus Bachs Zeit als junger Mann in Weimar. Das Thema ist nicht Hoffnung oder Trost, sondern Furcht vor dem Höllenfeuer. Entsprechend dramatisch sind die Klänge. "Mein ganz erschrocken Herz erbebt / dass mir die Zung' am Gaumen klebt" singt der Chor. Zum Schluss gibt es einen kleinen Schimmer Hoffnung - mit der Bitte um Befreiung von den Lebensqualen und Versuchungen.
Ich hatte viel Bekümmernis, BWV 21
"Eines der ungewöhnlichsten und einfallsreichsten Vokalwerke Bachs", so der Dirigent Sir John Eliot Gardiner, besteht aus zwei Teilen und ist mit 11 Sätzen besonders umfangreich. Von musikalischen Motiven, die wie Seufzer klingen, bis hin zu einer Sturmflut und triumphierender Freude reicht das Spektrum der Stimmungen.
Es erhub sich ein Streit, BWV 19
"Die rasende Schlange, der höllische Drache / stürmt wider den Himmel mit wütender Rache" heißt es hier. Und weiter: "Aber Michael bezwingt, und die Schar, die ihn umringt, stürzt des Satans Grausamkeit." Die Geschichte dieser apokalyptischen Begegnung wird musikalisch zum Michaelistag erzählt, dem Tag des Erz- und Schutzengels Michael.