Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!
Einteiler, Zweiteiler, Tangas, Tankinis, Burkinis, raffinierte Schnitte, farbenfrohes Design: Jedes Jahr versucht die Bademode, sich selbst neu zu erfinden. Das ist nicht ganz einfach. Denn es war alles schon mal da.
Kokett und unpraktisch
Die ersten Badekleider für die Damenwelt und Ganzkörperanzüge für die Herren kamen im 18. Jahrhundert auf. Gebadet wurde in Badezeug aus dicken Woll- und Baumwollstoffen, die im Wasser extrem schwer wurden und nur langsam trockneten: alles streng nach Geschlechtern getrennt. Erst am Strand durfte man sich wieder miteinander verlustieren. In den Volksbädern wurde die Trennung später aufgehoben.
Schwimmanzüge
Mit dem Beginn des Tourismus Anfang des 20. Jahrhunderts kamen Badeausflüge an die See in Mode. Die Badeanzüge waren jetzt schon etwas enger, erste Modelle aus elastischem Trikotstoff kamen auf. Die Bademützen hatten noch Hütchen-Charakter und sollten vor der Sonne schützen. Ganzkörper-Badeanzüge, wie hier 1910, gab es für Männer und Frauen.
Bubikopf und Lippenstift
Die wilden Zwanzigerjahre ("The Roaring Twenties") brachten der Bademode endlich mehr modischen Schick: kleine Lackgürtel, goldene Knöpfe oder glitzernde Pailletten machten die Schwimmanzüge ausgesprochen glamourös. Die Stoffe wurden in dieser Zeit eng um den schmalen Körper geschneidert, in großen Größen waren diese Modelle nicht lieferbar.
Skandalöses Stückchen Stoff
Vier kleine Dreiecke, zusammengehalten von dünnen Schnüren - weniger geht kaum. Am 5. Juli 1946 stellt sich die Striptease-Tänzerin Micheline Bernardini in einem Pariser Schwimmbad vor die Kameras und präsentiert den ersten Bikini, entwickelt ausgerechnet von einem Maschinenbauingeniur. Der Franzose Louis Réard ahnt noch nicht, dass er damit ein Kleidungsstück für die Ewigkeit geschaffen hat.
Rutschfestes Röckchen
In den 1950er-Jahren feiern in den USA bunte Hollywoodfilme mit Schwimmerinnen Riesenerfolge. "Aqua Maids" zeigen Wasserballett und Artistik auf Wasserskiern. Hier kühlen sich zwei Badenixen ab - wie man sieht, sind die Bikini-Oberteile knapp und sehen rutschgefährdet aus, doch untenrum ist viel Stoff. Das scheint auch bei 50 km/h zu halten. Die sportliche Bikini-Variante der 50er-Jahre.
Schwimmender Superstar
Das berühmteste "Aqua-Maid" war die Olympia-Schwimmerin Esther Williams. Wegen des Zweiten Weltkrieges hatte die Leistungssportlerin nicht an den Olympischen Spielen 1940 teilnehmen können und verdiente als Schauspielerin und attraktive Badenixe ihr Geld. Ihre Karriere ("Badende Venus", "Neptuns Tochter") war rasant, sie zählte später zu den reichsten Frauen Hollywoods.
Marilyn Monroe als Pin-up
Die berühmten Kurven des amerikanischen Filmstars Marilyn Monroe kamen im Badeanzug am besten zur Geltung. Ihre ersten Erfolge vor der Kamera hatte sie in den 40er-Jahren als Model für den berühmten Pirelli-Kalender (Foto oben). Anschließend machte sie als Filmschauspielerin Karriere in Hollywood.
Adrette Miss Germany
Bei den Misswahlen in den 50er-Jahren ging es sehr brav zu: Der Jury kam es nicht nur auf den Körper an. Geschiedene Frauen beispielsweise durften am Wettbewerb nicht teilnehmen. Die äußere Erscheinung der Kandidatinnen, hier 1956, wurde dezent durch hochhackige Schuhe und körperbetonte Badeanzüge unterstützt. Die Frisuren waren damenhaft in Wellen gelegt - fürs Schwimmen nicht geeignet.
Geometrische Muster
Nachdem die Pop Art nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa Furore machte, verwendeten auch die Modeschöpfer abstrakte und geometrische Muster: "Op-Art" nannte sich diese Stilrichtung in den 60er-Jahren. Einer der bekanntesten Modeschöpfer war der Franzose André Courrèges, der konstruktivistische Muster auch für Bademode verwendete. Zu sehen sind hier Modelle aus einer Berliner Kollektion.
Badekappen-Kunst
In den 60er-Jahren waren blumig-kreative Badekappen hochmodern: für Damen wie Gina Lollobrigida, hier im Bild mit Filmpartner Sean Connery, ein absolutes Muss. Neben damenhaften Badeanzügen mit vorgefertigten Körbchen gehörte die wasserabweisende Gummikappe in jede Badetasche. Männer durften die luftigere Sport-Variante tragen, um das Badebecken vor Haarausfall zu schützen.
Mode vom Malibu-Beach
Die amerikanische TV-Serie "Baywatch" hat Bademoden-Geschichte geschrieben. Die am Bein extrem hoch geschnittenen Badeanzüge der "Baywatch-Girls" wurden Anfang der 90er-Jahre weltweit Mode. Hauptdarstellerin Pamela Anderson sorgte mit ihren Kurven noch einmal für eine extreme Verknappung des leuchtend roten Stoffes. Die Kult-Serie wurde in 144 Ländern ausgestrahlt.
Da bleibt James Bond die Luft weg
Als Ursula Andress 1962 im knappen Zweiteiler dem Meer entsteigt, klappt bei Kinobesuchern und Moralwächtern die Kinnlade runter. Auch James Bond (Sean Connery) muss auf der "Jagd nach Dr. No" kurz innehalten. Dasselbe geschieht Pierce Brosnan als James Bond in "Stirb an einem anderen Tag" 40 Jahre später nochmal: Halle Berry taucht in einem ähnlichen Modell aus dem Meer auf.
Bikini, Badeanzug oder Tankini?
Die große Frage für alle Bademoden-Designer: Wie viel Stoff darf sein? Die Grenzen zwischen einem Bikini und einem einen Hauch mehr verhüllenden Badeanzug sind fließend. Immer beliebter aber werden die Tankinis: Oben wie ein Tank-Top, unten mit Hose. Das ist figurschmeichelnd und eine tolle Alternative für Frauen, die ihren Bauch nicht zeigen wollen und trotzdem auf Zweiteiler stehen.
Burkini: Schutz gegen Sonne
Dieses Foto entstand an einem australischen Strand. Dort und in Neuseeland legt man sich nicht mehr in die pralle Sonne. Am Strand verhüllen sich auch Nicht-Muslime zum Schutz gegen die aggressive Strahlung. An der französischen Riviera dagegen werden Burkinis nicht geduldet, auch nicht in vielen deutschen Badeanstalten. Das Burkini-Verbot ist höchst umstritten.