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Bani Jaghob trotzt mit ihrem Blog dem Regime

22. Juni 2010

Im Iran ist sie eine Vorkämpferin der Meinungsfreiheit: Zhila Bani Jaghob. Im Rahmen des Global Media Forums in Bonn wurde die Reporterin für ihren Mut ausgezeichnet - mit einem der begehrten "BOBs" der Deutschen Welle.

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Zhila Bani Jaghob
Zhila Bani JaghobBild: Reporter ohne Grenzen

Journalisten, die beschreiben, was das iranische Regime in Teheran verbergen will, leben gefährlich. So wie Zhila Bani Jaghob, eine der ersten unabhängigen ReporterInnen im Iran. Seit Anfang der 1990er Jahre berichtete sie über zahlreiche umstrittene Themen in ihrer Heimat. Zhila Bani Jaghob berichtete unter anderem über den Mord an iranischen Intellektuellen durch Sicherheitskräfte, Selbstmord unter Jugendlichen oder die Verbreitung von AIDS.

Am Dienstag (22.06.2010) ist Zhila Bani Jaghob deshalb auf dem Global Media Forum in Bonn mit einem der Deutsche Welle Blog Awards, kurz BOBs genannt, geehrt worden. Die Frauenrechtlerin erhielt den Preis in der Kategorie "Reporter Ohne Grenzen Award" für ihr persischsprachiges Internet-Weblog "Wir sind Journalisten". Die BOBs sind Auszeichnungen für herausragende Weblogs, Podcasts und Videoblogs aus aller Welt. In elf Sprachen und 17 verschiedenen Kategorien werden sie jedes Jahr vergeben und sind damit der größte internationale Preis für Blogs.

Haftstrafe droht

Lucie Morillon (Foto: DW)
"Jaghob ist eine Heldin": Lucie Morillon von Reporter ohne GrenzenBild: DW

Zhila Bani Jaghob riskiert für ihre Arbeit viel: Insgesamt war sie bereits drei Mal in Haft. Nach den Protesten gegen die Regierung im vergangenen Jahr wurde sie zu einem Jahr Haft und 30 Jahren Berufsverbot verurteilt. Gegen das Urteil will sie Berufung einlegen. Ihr Mann, ebenfalls Journalist, ist zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. "Sie ist eine Heldin der freien Meinungsäußerung. Zhila ist in ihrer Heimat eine Vorkämpferin für die Meinungsfreiheit", begründete Lucie Morillon von der Journalisten-Organisation "Reporter ohne Grenzen" die Wahl der Jury.

Mit dem Preis soll Jaghobs enormes Engagement geehrt werden. "Sie ist eine der wenigen Journalisten, die noch immer im Iran arbeiten", sagt Morillon. Nach Angaben der Bloggerin sind derzeit mehr als 40 Journalisten und Blogger im Iran inhaftiert. Zur Preisverleihung an diesem Dienstag konnte sie nicht kommen, schickte aber eine Grußadresse. Die iranischen Behörden hatten ihr ein Reiseverbot erteilt.

BOBs-Gewinner kommt aus Kenia

Victor Miclovich (Foto: Nina Plonka/DW)
Victor Miclovich, Software-Entwickler von Ushahidi.comBild: DW

Als bestes Weblog zeichnete die zwölfköpfige BOBs-Jury aus Journalisten, Medienwissenschaftlern und Bloggern aus elf Ländern in diesem Jahr das kenianische Angebot "Ushahidi.com" (Zeugenaussage) aus. In dem Blog werden Berichte von Nutzern gesammelt, die die Anwendung "Ushahidi" auf ihrer eigenen Webseite betreiben. Dadurch können Informationen aus Konfliktregionen und Katastrophengebieten auf einer interaktiven Karte gebündelt werden. Benutzer konnten per SMS oder E-Mail Informationen an Ushahidi schicken, zum Beispiel darüber, wo Opfer verschüttet waren oder wo welche Hilfsgüter benötigt wurden. Daraus entstand eine digitale Plattform, die Hilfsorganisationen nutzten, um ihre Einsätze zu planen.

Ushahidi wurde von Freiwilligen in Kenia vor etwa zwei Jahren gegründet. Während der blutigen Unruhen nach der Präsidentschaftswahl herrschte Chaos im Land. Tausende Menschen teilten per SMS oder E-Mail den Betreibern des Blogs mit, wo Kämpfe oder Annäherungen stattfanden. Dabei gab es verschiedene Kategorien, die man sich anzeigen lassen konnte: Demonstrationen, Plünderungen, Tote.

Seitdem hat sich das Projekt in viele Richtungen entwickelt. "Ushahidi ist etwas, das Menschen eigenständig auf ihren Computern nutzen", sagt Victor Miclovich, einer der Entwickler der Plattform. "Wir helfen ihnen nicht, wir fahren nicht raus und richten alles für sie ein. Die Leute entwickeln Ushahidi so weiter, wie sie es brauchen." In Mexiko und Indien wurden im vergangenen Jahr 2009 die Wahlen durch Ushahidi beobachtet. Auch eine Weltkarte für Ausbrüche von Schweinegrippe existiert. Dabei ist Ushahidi nicht allein auf Katastrophen und negative Ereignisse beschränkt. So nutzt man in Kenia die Seite, um wilde Tiere in einem Nationalpark zu lokalisieren.

Junge Blogger machen sich Gedanken zur Konsumkultur

Dulcídio Braz Jr. und Bruno Rezende (Foto: Carlos Albuquerque)
Gewinner: die brasilianischen Blogger Dulcídio Braz Jr. ("Física na Veia") und Bruno Rezende ("Coluna Zero")Bild: Carlos Albuquerque

Der Sonderpreis "Special Topic Award Climate Change" ging an eine Gruppe junger brasilianischer Blogger. Ihre Website "Coluna Zero" setzt sich mit Ökotourismus und Umweltbewusstsein in Brasilien auseinander. Mit vielen kreativen Videos wollen sie animieren, über Konsumkultur nachzudenken und posten zum Beispiel über umweltfreundliche Campinglampen. Das besondere an diesem Blog sei, dass die jungen Blogger für ihre Recherchen durch das ganze Land reisen und ihre Ergebnisse locker und unterhaltsam präsentierten, sagt Rosana Hermann, Jurymitglied aus Brasilien.

Den Preis für den "Besten deutschen Weblog" gewann das Team der Webseite "Der Postillion". Vor allem der ironische Humor konnte die Jury überzeugen. "Der Postillon" ist eine fiktive Onlinezeitung, die ausschließlich ironische, witzige und teils fiktive Meldungen verbreitet, dabei aber versucht, völlig ernst zu wirken.

Autor: Nina Plonka / Marcus Bölz
Redaktion: Manfred Götzke / Dirk Eckert

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