Batshuayi rettet Borussia Dortmund
15. Februar 2018Borussia Dortmund gewinnt das Hinspiel in der ersten Play-Off-Runde der Europa League gegen Atalanta Bergamo mit 3:2 (1:0). Nach den Treffern von Andre Schürrle (30. Minute) und Michy Batshuay (66./90.+1) reicht am kommenden Donnerstag in Italien ein Unentschieden, um das Achtelfinale zu erreichen.
Gefühlt ist Andre Schürrle letztmals vor knapp vier Jahren als Fußballer positiv in Erscheinung getreten. Damals, als Vorbereiter des Siegtors im WM-Finale in Rio, war er ein Held. Danach folgten viele Verletzungen, viele Formtiefs und zwei Vereinswechsel. Auf eine glücklose Zeit in Chelsea folgte eine glücklose Zeit in Wolfsburg und eine glücklose Zeit in Dortmund. Bisher. Bis zu diesem Sechzehntelfinale der Europa League gegen Atalanta Bergamo. Bis zu jener 30. Minute, in der der zweifellos hochtalentierte Offensivspieler daran erinnerte, warum er der deutsche Fußballprofi ist, für den bisher die höchsten Ablösesummen berappt wurden: insgesamt gut 92 Millionen Euro.
In jener 30. Minute gegen Bergamo hatte Neuzugang Michy Batshuayi in der eigenen Hälfte den Ball erobert, ihn auf Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek gespielt, der steil auf Schürrle weitergab. Im Stile eines Mittelstürmers nahm der Nationalspieler den Ball an und spitzelte ihn im Fallen durch die Beine von Etrit Berisha im Tor der Gäste aus Italien. Schürrles Gesichtsausdruck beim Gang in die Kabine zur Halbzeit ähnelte dem nach dem Schlusspfiff damals in Brasilien.
Schock nach der Pause
Kurz nach dem Seitenwechsel dürfte ihm aber dann doch die Kinnlade heruntergefallen sein, als Abwehrmann Jeremy Toljan bei einer langen Flanke unter dem Ball durch sprang, Josip Ilicic unbedrängt annehmen und aus spitzem Winkel an Roman Bürki vorbei ins lange Eck schlenzen konnte. Und noch länger wurde das Gesicht in der 56. Minute. Bürki brachte an einen Schuss von Brian Cristante nur noch die Fingerspitzen, Ilicic bugsierte den abprallenden Ball zum zweiten Mal über die Linie. "Wir waren gut in den Zweikämpfen, haben leider zwei unnötige Gegentore kassiert", konstatierte Schürrle später bei Sky, "aber wir können aus dem Ergebnis Selbstvertrauen schöpfen, um nächste Woche weiterzukommen."
In der 62. Minute brachte Trainer Peter Stöger Mario Götze, mit dem viele schon von Anfang an gerechnet hatten, für Marco Reus. Und nur vier Minuten später harmonierten Götze und Schürrle wie damals in Rio: Doppelpass auf Linksaußen, Götze legte ab ins Zentrum auf Batshuayi, der den Ball trocken aus 18 Metern halbhoch rechts ins Netz wuchtete. "Mit der Hilfe der Fans haben wir das Spiel gedreht", sagte der Belgier nach der Partie bescheiden, "ich habe immer daran geglaubt, dass wir es schaffen können".
Volltreffer aus London
Tatsächlich - nach dem Ausgleich erwachten die Dortmunder Fans unter den 62.500 Zuschauern wieder, ihr Team drückte weiter, und in der ersten Minute der Nachspielzeit wurde der Einsatz belohnt: Die Bergamo-Abwehr klärte nach einer Flanke viel zu kurz, genau vor Götzes Füße, der legte gedankenschnell ab auf Batshuayi, der aus acht Metern vollendete - das fünfte Tor im dritten Pflichtspiel für die Leihgabe des FC Chelsea London. "Er macht sich gut frei, dreht sich gut und macht ihn gut rein", lobte Götze anschließend bei Sky seinen neuen Teamkameraden. Wenn auch etwas schmallippig.
Zu gerne hätte er selbst über 90 Minuten auf dem Platz gestanden. So aber waren Batshuayi und Schürrle die Helden, Götze blieb nur die Rolle des zweimaligen Vorbereiters, der auch noch eine Warnung aussprach: "Wenn man den Verlauf der Partie sieht, muss man sehr zufrieden sein, dass wir das Spiel gewinnen. Bei Atalanta wird es nicht so leicht." Götze wären so richtige Erfolgserlebnisse auch mal wieder zu gönnen - vier Jahre nach seinem Siegtor im WM-Finale.
Immerhin war es nach den teilweise blamablen Auftritten in der Champions League nun der erste Sieg für die Dortmunder in dieser Europapokal-Saison.
Hier können Sie die Höhepunkte der Partie zwischen Dortmund und Bergamo sowie vom 3:1 Sieg von RB Leipzig beim SSC Neapel nachlesen.