Bayerische Grundschüler vorn
5. Oktober 2012In allen drei getesteten Disziplinen – Lesen, Mathematik und Zuhören – liegen Bayerns Grundschüler vorn: Sie können am besten lesen, rechnen und Texte verstehen. Dicht dahinter liegen die Schüler aus ostdeutschen Bundesländern. Dann folgt im Leistungsranking ein breites Mittelfeld. Erhebliche Probleme haben die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg.
Die Bilanz sei "ingesamt erfreulich", sagte der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK), Hamburgs Schulsenator Ties Rabe. Dennoch bleibe "viel zu tun". So mahnte er, "insbesondere Kinder aus bildungsfernen Familien" müssten besser gefördert werden. Die Untersuchung ergab auch, dass Kinder aus Zuwandererfamilien bei ihren Leistungen im Rückstand sind.
Bildungsforschung ohne Sinn?
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stellte den neuen Bundesländer-Schulvergleich insgesamt in Frage. Derartige Studien erbrächten immer die gleichen Ergebnisse, resümierte die GEW-Vizevorsitzende Marianne Demmer. Sinnvoller sei es zum Beispiel, nicht komplette Bundesländer, sondern wirtschaftlich und soziokulturell ähnliche Regionen miteinander zu vergleichen.
Die Ergebnisse der Studie im Einzelnen:
Beim Lesen führen Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen das Ranking an, mit deutlich mehr als dem Mittelwert von 500 Punkten. Die Schlusslichter Hamburg, Berlin und Bremen liegen hier deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Die Abstände betragen zum Teil mehr als 60 Punkte – der Lernfortschritt von einem Jahr.
In der Mathematik bilden Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie Baden-Württemberg die Spitzengruppe. Am Ende des Ranking liegen hier Hamburg, Bremen und Berlin. Aber auch die Flächenstaaten Brandenburg, Schleswig-Holstein und Hessen liegen unter dem Bundesdurchschnitt.
Getestet wurde auch, wie gut Schüler aus Gehörtem Informationen ziehen können. Nur die Bayern erzielten hier Werte, die deutlich über dem Mittelwert lagen.
Neue Bildungsstandards
Für diesen ersten rein innerdeutschen Grundschulvergleich hat das bundesländereigene Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Berliner Humboldt-Universität im vergangenen Jahr mehr als 30.000 Viertklässler an über 1300 Grund- und Förderschulen untersucht. Anders als bei den internationalen Schulvergleichsstudien, wie etwa die PISA-Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD), wurden die Testaufgaben allein aus den von den Kultusministern verabredeten neuen bundesweiten Bildungsstandards entwickelt.
Diese Bildungsstandards beschreiben, was ein Schüler am Ende der jeweiligen Jahrgangsstufe können soll. Sie gelten für Lehrer als pädagogische Zielvorgaben und haben damit quasi die alten Lehrpläne abgelöst.
Die Untersuchung bestätigte frühere Erkenntnisse, wonach Jungen besser rechnen, die Mädchen dagegen besser lesen und schreiben können. Das wird besonders bei der Rechtschreibung deutlich. Dort sind die Mädchen den Jungen im Schnitt 32 Punkte voraus – der Lernfortschritt eines halben Jahres.
gmf/as/sc ( dpa/ dapd)