Bayern in freudiger Erwartung des Papstes
9. September 2006Halb Heimatbesuch, halb Staatsvisite wird die Pastoralreise sein - auch eine Abschiedstour. Denn Benedikt XVI. besucht seine bayerische Heimat. Noch einmal wolle er die Orte und die Menschen sehen, die ihn geprägt und sein Leben geformt haben, bekannte der 79-Jährige unlängst in einem Interview mit der Deutschen Welle. Die Erwartungen an den Papstbesuch sind höchst unterschiedlich.
Allgegenwärtig: die Erinnerung an den Weltjugendtag
Die Erinnerung an den Weltjugendtag ist allgegenwärtig. Viele hoffen, dass - wie damals - der Glaube in Deutschland eine Renaissance erfährt.
Hoffnungen auf ein vermittelndes Papst-Wort hegen katholische Laien in Regensburg, die mit dem dortigen Bischof Gerhard Ludwig Müller in Konflikt geraten sind. Doch damit ist nicht zu rechnen, auch nicht, dass Benedikt sich zu umstrittenen Themen wie der Schwangerenberatung durch den katholisch geprägten Verein "Donum Vitae" äußert. Auch Anstöße für ein Aufeinanderzugehen von Katholiken und Protestanten, kurz: Ökumene, gelten als wenig wahrscheinlich - trotz einer geplanten ökumenischen Vesper in Regensburg.
Spirituelles statt Politik
Bei seiner fünftägigen Bayern-Reise wird der Papst zunächst in München Station machen, später auch in der Stadt Regensburg, im Marien-Wallfahrtsort Altötting und in der Stadt Freising. Er will nicht Politik machen, nicht einmal Kirchenpolitik. Das Spirituelle steht klar im Vordergrund, soll heißen: Große und kleinere Gottesdienste, so genannte Vespern sind geplant. Auch Benedikts Geburtsort liegt auf dem Reiseweg: Marktl am Inn.
Benedikt wird bei seinem besuch aber auch ein Papst hinter Gittern sein: 13,5 Kilometer Absperrgitter sind aufgestellt, wenn hunderttausende Gläubige zu den Gottesdiensten pilgern oder den Weg seines Papamobils säumen. 5000 Polizisten schützen den Pontifex, 4000 Journalisten berichten über das Großereignis, für das selbstverständlich "Sicherheitsstufe Eins" gilt. Und von der Papst-Torte bis zum Radiergummi, mit dem Freunde des Heiligen Vaters kleine Bleistiftsünden flugs wegradieren können, fehlt es wie in Köln auch diesmal nicht an findigen Devotionalien.