Bayern mit Rumpfteam nach Rödinghausen
30. Oktober 2018Bayern München fährt mit seinem letzten Aufgebot zum DFB-Pokalspiel gegen Regionalligist SV Rödinghausen am Dienstag (Anstoß 20:45 Uhr MEZ) in Osnabrück. Neben den Langzeitverletzten Corentin Tolisso und Kingsley Coman muss Trainer Niko Kovac auf die angeschlagenen Arjen Robben (Rückenverletzung), Jerome Boateng (Magen-Darm-Virus) und James (Erkältung) verzichten. Ersatztorwart Sven Ulreich, dessen Frau ein Kind erwartet, steht ebenfalls nicht zur Verfügung.
Angeschlagen sind zudem Mats Hummels und Leon Goretzka. "Da müssen wir kurzfristig entscheiden, ob es geht", sagte Kovac am Montag. Der 47-Jährige wird "drei, maximal vier Spieler" aus der zweiten Mannschaft des FC Bayern ins Aufgebot für die Partie in Osnabrück holen. Diese spielte noch am Montagabend in der Regionalliga Bayern gegen Wacker Burghausen.
"Spiel beim BVB interessiert noch nicht"
An der Zielsetzung ändern die personellen Probleme laut Kovac aber nichts: "Der oberste Grundsatz im Pokal ist, dass man eine Runde weiterkommen möchte." Nach dem 1:0-Zittersieg in der ersten Pokalrunde bei Dorfklub SV Drochtersen/Assel unterstrich Kovac, "dass wir keinen Gegner unterschätzen werden. Wir nehmen das sehr ernst. Wir sind zwar haushoher Favorit, müssen aber die richtige Einstellung an den Tag legen, um zu gewinnen". Dies habe "oberste Priorität. Wir wollen im Pokal überwintern".
Nach einem Zwischentief sei der FC Bayern "wieder in der Erfolgsspur", sagte Kovac, für den das Bundesliga-Schlagerspiel bei Spitzenreiter Borussia Dortmund am 10. November "noch weit weg ist. Für mich ist das noch nicht interessant. Wichtig ist, dass wir die drei Spiele davor gewinnen, um mit einem guten Gefühl nach Dortmund zu fahren." Nach Rödinghausen steht das Bundesliga-Heimspiel am Samstag gegen den SC Freiburg an. Am 7. November kommt es in der Champions League zum Gruppenspiel gegen AEK Athen.
"Wir habe den größten bekommen"
Derweil freut sich der SV Rödinghausen auf das größte Spiel seiner Vereinsgeschichte. Für Enrico Maaßen kommt das Glück sogar schon zum zweiten Mal. "Das ist unfassbar", sagte der Trainer des Regionalligisten nach der Auslosung zur 2. Runde im DFB-Pokal. Ein solches Traumlos hat der 34-Jährige bereits zum zweiten Mal gezogen. In der Saison 16/17 war er noch Trainer bei Bayerns diesjährigem Erstrundengegner Drochtersen/Assel und traf in Runde eins auf Borussia Mönchengladbach, gegen die man nur knapp mit 0:1 den kürzen zog. Diesmal also die Bayern: "Wir haben uns einen ganz Großen gewünscht, und wir haben den Größten bekommen", sagte Maaßen der Zeitung "Westfälische Nachrichten" und bezeichnete die Partie im "kicker" als "Spiel des Lebens".
In der 10.000-Einwohner-Gemeinde Rödinghausen in Ostwestfalen herrscht vor der Partie gegen den Rekordmeister Ausnahmezustand. Da das Häcker Wiehenstadion nur knapp 2.500 Zuschauer fasst, zieht der Klub für die Pokalbegegnung ins 40 Kilometer entfernte Osnabrück um und empfängt die Bayern im Stadion an der Bremer Brücke, wo mehr als 16.600 Zuschauer Platz finden. Dort traten die Bayern zuletzt vor 14 Jahren in einem Pflichtspiel beim damaligen Regionalligisten VfL Osnabrück an und gewannen das Pokalspiel erst in letzter Minute mit 3:2.
"Den Weltstars in die Augen schauen"
Für den relativ unbekannten, aber sehr professionell aufgestellten Fünften der Regionalliga West ist der Werbewert der Partie enorm. "Durch das Spiel kommen wir auf die bundesweite Fußball-Landkarte und haben viel Aufmerksamkeit durch die Medien", sagte Geschäftsführer Alexander Müller. Die Spieler, die am Wochenende die Generalprobe beim 1. FC Kaan-Marienborn mit 2:0 gewannen, freuen sich auf ihren Karriere-Höhepunkt. "Es wird einer der schönsten Tage meines Lebens sein", schwärmte Kapitän Daniel Flottmann. "Den Nationalspielern und Weltstars in die Augen zu schauen, wird für meine Spieler und mich ein tolles Erlebnis", sagte Maaßen.
Der außerhalb seiner Heimatregion kaum wahrgenommene Klub, der 1970 aus einer Fusion entstanden ist, hat sich dank der finanziellen Hilfe eines großen Küchenherstellers und ehrgeiziger Pläne in den vergangenen zehn Jahren beachtlich entwickelt. In diesem Zeitraum schaffte der Verein den Sprung aus der Kreisliga bis in die viertklassige Regionalliga, wo die Mannschaft derzeit in der Spitzengruppe rangiert.
Das soll nicht das Ende des Weges sein. "Um jedes Jahr Achter oder Neunter in der Regionalliga zu werden - dafür machen wir das nicht", sagte Geschäftsführer Müller in der "Welt am Sonntag". Ein Platz im oberen Drittel müsse es schon sein - und natürlich die Qualifikation für den DFB-Pokal.