Sexismus-Vorwürfe in Bayreuth ohne Folgen
8. Januar 2023Wie der Leitende Oberstaatsanwalt Martin Dippold der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, hat die Staatsanwaltschaft das Verfahren wegen des Verdachts der sexuellen Belästigung bei den Bayreuther Festspielen eingestellt. Die Staatsanwaltschaft hatte wegen der Vorwürfe von vier Mitarbeiterinnen ermittelt, die Verfahren hatten sich gegen einen Verdächtigen und gegen eine unbekannte Person gerichtet. Auch Festspielchefin Katharina Wagner (Artikelbild) sei betroffen gewesen.
Laut Dippold habe es sich jedoch um "sehr geringfügige Belästigungen ohne jegliche Folgen am untersten Rand der Strafbarkeit" gehandelt. Er ergänzte: "Alle vier Geschädigten haben keinerlei Strafverfolgungsinteresse und verzichteten auf die Stellung eines Strafantrags. Ein öffentliches Interesse an der Strafverfolgung war unter diesen Umständen zu verneinen".
Verfahren eingeleitet aufgrund von Medienberichten
Das Ermittlungsverfahren war im Sommer aufgrund der Berichterstattung in den Medien eingeleitet worden. Kurz vor Beginn der Festspiele im Juli hatten Frauen dem "Nordbayerischen Kurier" anonym sexuell motivierte Übergriffe geschildert. Sie seien angefasst worden oder hätten sich anzügliche Bemerkungen anhören müssen. Kurz vor seiner Eröffnung hatte das renommierte Musikfestival eine #Metoo-Debatte.
Festspiel-Chefin Katharina Wagner hatte zudem bestätigt, dass auch sie selbst betroffen war. "Sexuelle Anzüglichkeiten und teilweise Übergriffe in gewisser Weise ja", hatte sie der Deutschen Presse-Agentur gesagt. "Ich habe mich aber zu wehren gewusst." Sie fügte hinzu, sie habe "sehr, sehr deutlich gehandelt". "Schockiert" sei sie von Berichten über Übergriffe, Beleidigungen und Anzüglichkeiten.
Arbeitsrechtliche Konsequenzen
In der Saison 2022 gab es denn auch in diesem Zusammenhang arbeitsrechtliche Konsequenzen für einen Mitwirkenden, wie Sprecher Hubertus Herrmann auf Anfrage mitteilte. Nachdem alle Mitwirkenden durch die Geschäftsführung "proaktiv" auf die Thematik angesprochen worden seien, hätten sich Mitarbeiterinnen gemeldet und von Vorfällen berichtet, die sich auf einen Mitwirkenden bezogen. "Es wurde gehandelt und mit den Betroffenen zeitnah ausführlich gesprochen sowie arbeitsrechtliche Konsequenzen für den Verursacher nach umfassender Klärung und Abwägung gezogen." Wie genau diese Konsequenzen aussahen, wollte Herrmann nicht sagen.
Bei einer Betriebsversammlung sei das Stammpersonal im Dezember über den Fall informiert und nochmals dafür sensibilisiert worden, sich an die Geschäftsführung zu wenden. "Darüber hinaus wird präventiv in Anlehnung an den Verhaltenskodex des Deutschen Bühnenvereins ein Verhaltenskodex entwickelt, sind Fortbildungen für Führungskräfte vorgesehen und wird die Thematik - wie bereits im Festspieljahr 2022 - Teil der Arbeitssicherheitsbelehrungen sein."
pj/al (dpa)