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"Be Deutsch": Jan Böhmermanns neuer Klick-Hit

Sertan Sanderson / kbm1. April 2016

Es klingt wie Rammstein, ist aber bloß wieder Jan Böhmermann. In seinem neuen satirischen Video "Be Deutsch" nimmt der deutsche Comedian nicht nur spießige Deutsche aufs Korn, sondern auch Donald Trump.

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Screenshot aus dem Video "Be Deutsch" der Sendung "Neo Magazin Royale" (Bild: YouTube/Screenshot/zdfneo/neomagazin)
Bild: YouTube/Screenshot/zdfneo/neomagazin

Satiriker und Grimmepreisträger Jan Böhmermann, der unlängst mit seinem Video "Ich hab Polizei" die deutsche Rap-Szene veräppelte, hat nun das Genre gewechselt. In seinem aktuellen Video "Be Deutsch", das schon fast eine Million Views auf YouTube erreicht hat, parodiert er Rammstein und tritt als Zombie-ähnlicher Heavy-Metal-Star auf.

Er röhrt wie Rammstein-Frontmann Till Lindemann auf Englisch mit starkem deutschen Akzent. Es gehe Böhmermann im Video um die deutschen Werte, die dieses Land so "großartig" machen würden. Dabei lässt er kein Klischee aus.

Jan Böhmermann droht in "Be Deutsch" mit Socken in Sandalen

Das Video richtet sich an die Politiker dieser Welt, an diejenigen, die ein solches Amt eventuell anstreben - und mahnt, dass Ausgrenzung und Demagogie schon einmal zur Tragödie führten. Und zwar hier in Deutschland.

Jan Böhmermann moderiert das "Neo Magazin Royale" (Foto: Imago/sepp spiegl)
Jan Böhmermann moderiert das "Neo Magazin Royale"Bild: Imago/sepp spiegl

"Be nice! Or we'll come for you in socks and sandals, reserving your sun lounger with our towels, vegan sausage in our bowels", droht Böhmermann: "Seid brav! Sonst kommen wir euch holen, in Sandalen und Socken, wir reservieren eure Liegen mit unseren Handtüchern und haben vegane Wurst im Darm".

Es ist nicht schwer zu erraten, an wen Böhmermann bei der Konzeption seines Videos dachte: Der Hashtag zum Video, der durchs Netz kursiert, lautet "MakeGermanyGreatAgain", eine klare Anlehnung an Donald Trumps "Make America Great Again"-Kampagne.

In den letzten Wochen haben nicht nur europäische Politiker Trumps Aussagen gegen Immigranten stark kritisiert.

#MakeGermanyGreatAgain: Stolz auf das Nicht-Stolz-Sein

Das Video beginnt mit einem ergreifenden, fast ungeheuerlichen Appell: Bedenkt den 9. November. Jeder Deutsche weiß, was 1938 in der tragischen Kristallnacht passierte: systematische Gewalt gegen Juden in ganz Deutschland, die die Welt als Vorbote für den Holocaust hätte sehen können.

Böhmermann nimmt eindeutig die Rechts-Bewegung aufs Korn, indem er ein friedliches, naives und durchaus utopisches Deutschland darstellt, mit Chancen und Freiheit für alle. Aber wie utopisch ist unser Deutschland in den Augen der eine Million Flüchtlinge, die in den letzten Monaten zu uns gekommen sind?

Jan Böhmermann bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2016 (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)
Jan Böhmermann bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2016Bild: picture-alliance/dpa/R. Vennenbernd

"We cycle and recycle" - "Wir fahren Rad und recyclen" und "stampfen auf dem Boden mit unseren Birkenstocks", rockt Böhmermann weiter.

Immer wieder unterbricht er die Auflistung von deutschen Klischees mit seinem Refrain: "We are proud of not being proud" - "Wir sind stolz darauf, dass wir nicht stolz sind." Er betont mit seinen krassen Nazi-Bezügen, dass Deutschland heute multikulturell, liberal und freiheitsliebend sein kann, nur weil wir unsere Geschichte verarbeitet haben.

Auf Twitter wird derweil heiß diskutiert; manchen fehlt der Tiefgang.

Jan Böhmermann richtet sich in "Be Deutsch" gegen die AfD

Sogar die Parteichefin der "Alternative für Deutschland" (AfD), Frauke Petry, "erscheint" im "Be Deutsch"-Video: Ihre Partei-Mitglieder werden als "autoritäre nationalistische Dorks" bezeichnet. "Ihr seid nicht das Volk, sondern die Vergangenheit", schimpft Böhmermann.

Ob das Video ein musikalischer Erfolg ist, da scheiden sich die Geister. Es ist zum Lachen - aber auch zum Weinen. Es gibt jede Menge Zuspruch, aber auch rassistische Kommentare unter den rund 15.000 Anmerkungen auf YouTube.

Vor allem bringt das Video uns Deutsche dazu, sich die Frage zu stellen: Wie Deutsch bist Du, und ist das nicht einfach egal?