Beatlemania
2. Juni 2009"Beatlemania" verkündet der Schriftzug auf dem Yellow Submarine. Das 10 Meter lange Gummi-U-Boot hängt über dem Museumseingang, so als wären die Beatles geradewegs mit dem Unterwasserschiff in Hamburg St. Pauli aufgetaucht. Hier, an der Reeperbahn, nur einen Gitarrenwurf vom Beatles-Platz entfernt, liegt das Museum. Auf fünf Etagen und 1300 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird den Fans der Fab Four die Geschichte der legendären Pilzköpfe präsentiert. Schließlich hatten die Beatles im Hamburger Rotlichtmilieu den Grundstein für ihre Weltkarriere gelegt. Hier wurde zwischen 1960 und 1962 der legendäre Beatles-Sound geboren.
Eine Erlebniswelt will Beatlemania dem Besucher eröffnen. Als Kulisse dienen die nachgebauten Fassaden jener Clubs, in denen die Beatles einst auftraten: Indra, Kaiserkeller, Top Ten und Star-Club leuchten in bunter Neonschrift. Schließlich soll die verflossene Ära von John, Paul, George und Ringo den Besuchern als schöne strahlende Gegenwart erscheinen. Auch wenn die Ausstellungsinitiatoren das Wort Museum meiden wie der Beatles-Fan den Nackenrasierer, der Hamburger Sammler und Mitinitiator des Museums Uwe Blaschke hat unzählige Erinnerungsstücke zusammengetragen.
Beatlen zwischen Plattenvertrag und Unterwäsche
Man kann das Original des ersten Plattenvertrags bestaunen, den die Beatles in Hamburg unterschrieben. Bühnenbretter aus dem Star-Club gibt es zu sehen, Gagenquittungen und Postkarten von Ringo Starr an seine Oma in Liverpool, auf denen er die Vorzüge Hamburgs rühmt. Damenstrümpfe mit eingewebten Beatles-Logo gehören zu jenen Fan-Artikeln, denen sich die Werbeindustrie schon damals bediente. Besteht mit solchen Alltagsgegenständen nicht die Gefahr, ein faszinierendes Kapitel der Pop- und Kulturgeschichte zu banalisieren? Ein Vorwurf, den Uwe Blaschke entschieden zurückweist: "Es gibt ja jeden Tag ein neues Beatles-Produkt, Gläser oder Computerspiele zum Beispiel. Beatles ist eine endlose Vermarktung."
Come together mit Captain Fred
In dem fünfstöckigen Museum werden die Besucher durch eine stilisierte Ausländerbehörde geschleust, genauso wie Lennon und Co. vor fast 50 Jahren im Hamburger Hafen. Dann taucht man ein in die Amüsierwelt-Atmosphäre der Swinging Sixties. Es gibt Zeitzeugen-Berichte und historische Tondokumente. Und schon ist man mittendrin in dieser heimeligen Geschichtsdarstellung der Beatles. In weiteren Ausstellungsbereichen kann der Besucher Backstage-Luft schnuppern oder das Gekreische hysterischer Fans in einem Kinosaal erleben. Interaktiv gibt es viel zu beatlen. Es wird an die berühmten Londoner Abbey Road Studios erinnert, und mit Captain Fred kann der Besucher durch ein überdimensionales U-Boot auf Tauchstation gehen. Was das allerdings mit Hamburg zu tun hat, bleibt in der Ausstellung unbeantwortet.
Kommerz und Tourismus
2,5 Millionen Euro für den Umbau des Hauses, für die Miete und die laufenden Kosten hat Folkert Koopmans vorgeschossen. Mit 200.000 Besuchern pro Jahr rechnet der Hamburger Konzertveranstalter. Ein neues touristisches Wahrzeichen der Freien und Hansestadt will Beatlemania werden. Die Nachfrage in- und ausländischer Besucher nach touristischen Angeboten zum Hamburger Beatles-Kapitel nehme ständig zu, so der Unternehmer. Warum aber gerade hier an der Waterkant der Aufstieg der Beatles begann, darauf gibt die Ausstellung keine Antwort. "Das erklärt sich von selbst", behauptet Uwe Blaschke. "Wenn eine Band ein Museum hat, dann braucht man darüber nicht mehr zu diskutieren. Oder man legt gleich eine Beatles-Platte auf." Ob das ausreichend ist? Jedenfalls ist Hamburg stolz auf "seine" Beatlemania. Politik, Kultur und Tourismus gehen Hand in Hand. Im Museumsshop gibt es das bekannt-kitschige Andenkensortiment zu kaufen: Kaffeetassen mit Ringo Stars Konterfei, T-Shirts mit Beatlemania-Logo, Bierdeckel und Regenschirme.
Autor: Michael Marek
Redaktion: Oliver Samson