Beckenbauer bei WM Persona non grata
14. Juni 2014"Franz Beckenbauer kann an keiner Fußball-Aktivität teilnehmen. Das schließt andere Dinge ein, wie eine Einladung zum Besuch eines Fußballspiels oder den privaten Besuch einer jeglichen Partie", sagte Alan Sullivan, stellvertretender Chef der FIFA-Ethikkommission. Die Kommission hatte am Vortag das frühere FIFA-Exekutivmitglied Beckenbauer für 90 Tage gesperrt. Ihm wird vorgeworfen, einen Fragebogen der Ethikkommission zu den Vorgängen um die Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar nicht beantwortet zu haben.
WM-Reise noch offen
Die FIFA widersprach Beckenbauers Version, er habe um eine Übersetzung der Fragen aus dem Englischen ins Deutsche gebeten, dies sei nicht geschehen. Der 68-Jährige sei wiederholt um Informationen gebeten worden, teilt die FIFA mit, "in einem persönlichen Interview oder durch die Beantwortung schriftlicher Fragen, die in Englisch und Deutsch gestellt wurden."
Am Sonntag ließ Beckenbauer über sein Management mitteilen, er habe am Samstag (14.6.2014) der FIFA schriftlich mitgeteilt, dass er die Fragen der Ermittlungskammer der Ethikkommission bis spätestens zum 27.6. beantworten wird. Sein Berater Marcus Höfl geht nun davon aus, dass damit der "Verdacht für einen mutmaßlichen Verstoß gegen das FIFA-Ethikreglement nicht mehr vorliegt, sodass die provisorisch verhängte Sanktion gegen ihn umgehend aufgehoben wird."
Beckenbauer will nach Angaben Höfls die Entwicklung der nächsten Tage abwarten, ehe er definitiv entscheidet, ob er zur WM nach Brasilien fährt oder nicht. Zuvor hatte Beckenbauer noch in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung gesagt, er verzichte auf die Reise zur WM: "Ich gehe davon aus, dass ich bei der FIFA nicht mehr willkommen bin."
Zwanziger lehnt Rücktritt ab
Derweil hat der Deutsche Fußball-Bund mit seinem früheren Präsidenten Theo Zwanziger gebrochen und ihn aufgefordert, seinen Sitz im FIFA-Exekutivkomitee abzugeben. Das DFB-Präsidium warf dem 69-Jährigen vor, in der FIFA "nicht mehr angemessen die Interessen des deutschen Fußballs" zu vertreten. Zwanziger stelle persönliche Motive über die Interessen des Fußballs und füge damit dem Verband nachhaltigen Schaden zu.Einen Rücktritt aus dem FIFA-Exekutivkomitee lehnte er aber ab. Zur Kritik des DFB sagte Zwanziger: "Darüber kann ich nur lachen", und ergänzte im ARD-Interview: "Ich habe nicht vor, zurückzutreten. Diese Forderung ist inakzeptabel."
Zwanziger hatte in mehreren Interviews den DFB und seinen Nachfolger im Amt des Präsidenten, Wolfgang Niersbach, scharf kritisiert. Wenn ein gemeinnütziger Verband mit Hunderttausenden von Ehrenamtlern seinem Chef Aufwandsentschädigungen in sechsstelliger Höhe zahle, sei das "Heuchelei", befand Zwanziger. Niersbach reagierte am Sonntag mit Unverständnis. "Ich empfinde es als zutiefst bedauerlich, dass so kurz vor dem Spiel unserer Mannschaft, auf das sich Millionen Fans freuen, diese absurde Diskussion angezettelt wurde", rügte er.