Becker-Anwalt präsentiert Ernennungsschreiben
19. Juni 2018Im Streit um seinen diplomatischen Status hat sich Boris Becker jetzt selbst zu Wort gemeldet. "Es ist ein Fakt, dass ich im Moment Diplomat der Zentralafrikanischen Republik bin", erklärte der Ex-Tennisprofi in einem auf Youtube veröffentlichten Interview des "Top Magazin". Er versicherte, im April vom Zentralafrikanischen Präsidenten zum Attaché für Sport, Kultur und humanitäre Angelegenheiten ernannt worden zu sein.
Beckers Anwalt Christian Oliver Moser stützt die Darstellung mit einem Dokument, das der DW in Kopie vorliegt. Es stelle die vom EU-Botschafter persönlich unterschriebene Ernennungsurkunde dar, so Moser. In diesem Dokument wird Becker sowohl als Attaché für Sport, Kultur und humanitäre Angelegenheiten als auch für Finanzen bezeichnet. Der Verweis auf seine Aufgabe als Beauftragter für finanzielle Angelegenheiten findet sich auch im umstrittenen Diplomatenpass wieder.
Seriennummer, Ausstellungsdatum und Geltungsdauer sind auf der vom Anwalt vorgelegten Ernennungsurkunde und in Beckers Diplomatenpass identisch. Diesen Pass habe er ebenfalls im April von Daniel Emery Dede erhalten, dem Gesandten Zentralafrikas bei der EU, erklärt Becker in dem Interview.
Unmut in Bangui
Botschafter Dede hatte der DW am vergangenen Wochenende bestätigt, dass Boris Becker über einen Zentralafrikanischen Diplomatenpass verfügt: "Ich bestätige auch, dass er auf eigene Kosten arbeitet. Wir haben kein Geld, um ihn zu bezahlen. Er ist Attaché in der Botschaft in Belgien, um der Zentralafrikanischen Republik aus ihrer Krise nach dem Bürgerkrieg zu helfen." Bis zum vergangenen Wochenende wurde Becker auch auf der Website der Zentralafrikanischen EU-Botschaft als Mitglied des diplomatischen Korps geführt. Ein Foto, das ihn mit Landesflagge am Schreibtisch zeigt, wurde inzwischen von der Seite entfernt.
In der Hauptstadt Bangui aber spricht der Außenminister Zentralafrikas Becker jeglichen Diplomatenstatus ab. Im Interview mit der DW erklärte Charles-Armel Doubane: "Ich habe noch kein wie auch immer geartetes offizielles Dokument unterschrieben, das es Boris Becker erlauben würde, sich Zentralafrikanischer Diplomat zu nennen. ...Ich habe Herrn Boris Becker nie einen Diplomatenpass ausgestellt." Doubane nennt den vermeintlichen Diplomatenpass, der der DW in Kopie vorliegt "eine Fälschung".
Beckers Anwalt Moser erklärt der DW dazu: "Mein Mandat hat den Pass nur für zwei Minuten in Händen gehalten. Danach wurde der Pass an ein Konsulat in Europa gegeben für ein Visa-Verfahren. Wir haben also keine Möglichkeit, die Richtigkeit der Aussage des Außenministers zu überprüfen. Wir wissen ja nicht mal, ob auf dem Dokument, das uns übergeben wurde, überhaupt die Unterschrift des Außenministers drauf ist. Oder vielleicht kann der Präsident auch per Dekret ernennen. Warum würde denn der Botschafter der DW sagen, dass Herr Becker einen diplomatischen Pass hat, wenn das nicht so wäre?"
Beckers Anwalt hatte seinen vermeintlichen Diplomatenstatus in einem laufenden Gerichtsverfahren in Großbritannien geltend gemacht. Diplomatische Immunität hätte seinem Mandanten geholfen, ein laufendes Insolvenzverfahren zu beenden. Die einstige Tennisikone wäre schuldenfrei gewesen. Aber Insolvenzverwalter Mark Ford beklagte mangelnde Kooperationsbereitschaft und stellte einen Antrag auf Verlängerung des Verfahrens. Ein britisches Gericht hat dem inzwischen zugestimmt. Die juristischen Auseinandersetzungen sind für Becker also noch nicht ausgestanden. Der Wirbel um seinen umstrittenen Pass wohl auch nicht.