Bedrohte UNESCO-Welterbestätten
Das UNESCO Welterbekomitee prüft in seiner jährlichen Konferenz, die an diesem Freitag im chinesischen Fuzhou beginnt, ob Welterbestätten diesen Titel noch verdienen. Diesmal stehen sehr prominente Orte auf der Kippe.
Venedig: Zu viele Touristen, zu große Schiffe
Vor zwei Jahren forderte Venedigs Bürgermeister die UNESCO auf, seine Stadt auf die Rote Liste der gefährdeten Welterbestätten zu setzen. Es war ein Hilferuf wegen zu großer Touristenmassen. Bei der Sitzung im chinesischen Fuzhou (16.-30. Juli) entscheidet das Welterbe-Komitee darüber, ob Venedig tatsächlich degradiert wird.
Stonehenge: Historische Steine vs. Autobahn
Die mehr als 4000 Jahre alte Steinformation von Stonehenge in Südengland zählt seit 1986 zum UNESCO-Welterbe. Sie zieht in jedem Jahr fast eine Million Touristen an. Wegen eines Straßenbauprojekts an der A 303, die unmittelbar vor dem Megalith-Bauwerk vorbeiführt und die Städte Berwick und Amesbury verbindet, könnte Stonehenge auf die Rote Liste verbannt werden.
Ohridsee: Tourismus oder Welterbe
Der Ohridsee ist der älteste See Europas und einer der ältesten weltweit: Forscher haben ein Alter von mehr als 1,36 Millionen Jahren errechnet. Der Ohridsee gehört zum größeren Teil zu Nordmazedonien, zum kleineren zu Albanien. 1979 erhob die UNESCO das Gewässer in den Status als Welterbe. Wegen touristischer Großprojekte droht jetzt die Aufnahme in die Rote Liste.
Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau
Ebenfalls seit 1979 ist die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau Teil des UNESCO-Welterbes. Sie erinnert an das Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis, in dem mehr als 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden. Das Welterbe-Komitee kritisiert, dass größere Verkehrsprojekte den Charakter der Gedenkstätte negativ beeinflussen könnten und dass die örtlichen Behörden nicht sehr kooperativ agierten.
Kamtschatka: Ausbeutung von Naturschätzen
Nach 25 Jahren als UNESCO-Welterbe droht der Vulkanregion auf der Halbinsel Kamtschatka im äußersten Osten Russlands die Verbannung auf die Rote Liste. Einige von vielen Gründen: illegaler Fischfang, unrechtmäßige Ausbeutung von Bodenschätzen wie Gold und Gas sowie die mit der Zerstörung ihres Lebensraums einhergehende Verringerung von Wildtierbeständen und politisches Missmanagement.
Kenia: Altstadt von Lamu Town
Die älteste kontinuierlich bewohnte Stadt Kenias ist vermutlich schon 750 Jahre alt - und ihre pittoreske Altstadt wurde vor genau 20 Jahren in das UNESCO-Welterbe aufgenommen. Doch es droht der Absturz auf die Rote Liste, weil ihr Charakter durch städtebauliche Entwicklungen bedroht ist, weil sie ein Müllproblem hat und wegen geplanter Großprojekte wie Ölpipeline und internationaler Flughafen.
Australien: Great Barrier Reef
Der Status als UNESCO-Welterbe wurde dem Great Barrier Reef 1981 zugesprochen. Es besteht aus fast 3000 einzelnen Korallenriffen und erstreckt sich über eine Länge von rund 2300 Kilometern. Durch den Klimawandel und steigende Wassertemperaturen hat es mehr als die Hälfte seiner Korallen verloren. Stürme, Gasbohrungen und havarierte Schiffe gefährden ebenfalls den Welterbe-Status.
Bangladesch: Sundarban-Mangrovenwälder
Die größten Mangrovenwälder der Erde erstrecken sich über mehr als 10.000 Quadratkilometer, von denen zwei Drittel zu Bangladesch und ein Drittel zu Indien gehören. Es ist Heimat vieler vom Aussterben bedrohter Arten, zum Beispiel der Bengaltiger, und seit 1997 UNESCO-Welterbe. Wegen Wilderei, Wasserverschmutzung, Abholzung und steigenden Meeresspiegels droht der Absturz auf die Rote Liste.
Tansania: Selous Wildtierreservat
Schon kurz nach der Verleihung des Welterbe-Status im Jahr 1982 kritisierte die UNESCO "illegale Aktivitäten" im größten kontrollierten Wildschutzgebiet in Afrika. Zahlreiche weitere Kritikpunkte brachten es 2014 auf die Rote Liste: zu viel Tourismus, Ausbeutung von Bodenschätzen, ein Staudammprojekt und starker Rückgang der Tierpopulation durch Wilderei. Wird Selous den Welterbe-Titel verlieren?
Liverpool: Hafenviertel vor dem Aus
Ebenfalls vor dem endgültigen Aus als Welterbe steht das historische Hafenviertel von Liverpool. Schon acht Jahre nach der Auszeichnung (2004) kam es auf die Rote Liste, weil die Gebäude nicht gut instandgehalten wurden und Bauprojekte in der Umgebung den Charakter der Anlage negativ beeinflussten. Ist die UNESCO vom Rettungskonzept nicht überzeugt, könnte der Welterbe-Titel jetzt entzogen werden.