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Die ersten Opfer der Boko Haram reden

4. Mai 2015

Nach ihrer Befreiung aus der Gewalt der nigerianischen Terroristen haben erste Opfer über die brutalen Bedingungen ihrer Gefangenschaft berichtet. Viele von ihnen sind schwanger.

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Nigeria Flüchtlingskamp Yola (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/A. Sotunde

275 Frauen und Kinder waren am Wochenende in das Camp in Yola, der Hauptstadt des Bundesstaates Adamawa gebracht worden. Dort werden sie nun ärztlich untersucht und behandelt. Wie die nigerianische Notfallbehörde NEMA mitteilte, erhalten die traumatisierten und zum Teil unterernährten Frauen und Kinder neben der medizinischen Behandlung "jegliche von ihnen gewünschte Unterstützung". Traumaexperten helfen ihnen dabei, sich zu erholen und künftig wieder ein normales Leben führen zu können, wie NEMA-Sprecher Manzo Ezekiel der Nachrichtenagentur AFP sagte.

Die 275-köpfige Gruppe gehört zu insgesamt fast 700 Frauen und Kindern, die in den vergangenen Tagen im Sambisa-Wald im Nordosten Nigerias aus der Gewalt von Boko Haram befreit wurden. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International entführte die Miliz seit Anfang 2014 im Norden des Landes mindestens 2000 Frauen und Mädchen. Ehemalige Geiseln berichteten von Zwangsverheiratungen, sexuellem Missbrauch und erzwungenen Kampfeinsätzen für die Islamisten.

Mehr als 200 der rund 700 Befreiten sind nach UN-Angaben schwanger. Das meldet die nigerianische Nachrichtenagentur NAN unter Berufung auf den Direktor des UN-Bevölkerungsprogramms (UNFPA), Babatunde Oshotimehin. Die Schwangerschaften seien bei Tests auf verschiedene Krankheiten, darunter auch die Immunschwächekrankheit Aids, entdeckt worden, sagte Oshotimehin in der nigerianischen Wirtschaftmetropole Lagos. "Manche sind sichtbar schwanger, bei anderen schlug nur der Test an", sagte er dem NAN-Bericht zufolge.

Die ersten Opfer schildern ihr Leid

Zwei Frauen schilderten in Yola, wie Boko Haram-Kämpfer sie nach ihrer Gefangennahme zur Heirat mit Rebellen zwingen wollten. Ein Fluchtversuch habe in einer Tragödie geendet, als mindestens drei Frauen durch eine Landmine getötet wurden.

Andere Frauen, die sich während eines Angriffs der Armee gegen Stellungen der Islamisten unter Bäumen und Büschen versteckt hätten, seien versehentlich von Panzern überrollt worden, berichtete die 18-jährige Binta Abdullahi. Sie war vor mehr als einem Jahr in ihrem Dorf bei Madagali im Norden von Adamawa verschleppt worden.

Die 19-jährige Lami Musa war bei ihrer Entführung durch Boko Haram vor fünf Monaten in ihrem Dorf bei Chibok im vierten Monat schwanger. Dadurch entging sie nach eigenen Angaben einer Zwangsverheiratung - allerdings nur bis zur Entbindung. "Zum Glück wurde ich einen Tag nach der Geburt befreit", sagte sie.

Kleine Erfolge der Armee

Das nigerianische Militär meldete unterdessen die Festnahme eines Hintermannes, der die Terrorgruppe mit Nahrungsmitteln und Benzin versorgt haben soll. Der Mann sei am Sonntag am Rande der Stadt Baga im Nordosten des Landes verhaftet worden, hieß es in einer Erklärung der Armee. Derzeit werde er verhört. Die Ermittler erhoffen sich Aufschluss darüber, wie die Konvois von Boko Haram über mehrere Jahre hinweg mit Treibstoff versorgt werden konnten.

Die Terrormiliz kämpft mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit dem Jahr 2009 tötete die Gruppe bei Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen mehr als 15.000 Menschen. Das nigerianische Militär wird im Kampf gegen Boko Haram von Truppen aus den Nachbarländern Kamerun, Niger und Tschad unterstützt.

gmf/uh (afp, dpa, epd)