Beim A400M tun sich Risse auf
13. Mai 2016Das Verteidigungsministerium teilte dem Haushaltsausschuss des Bundestags mit, dass der Hersteller Airbus beim Transportflugzeug A400M mehrere Bauteile austauschen will, die von "Rissbildung aufgrund von Wasserstoffversprödung" betroffen sein könnten. "Dieser Austauschvorgang - isoliert betrachtet - könnte nach Angaben der Firma bis zu sieben Monate dauern", heißt es in dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
"Mittelfristige Fähigkeitslücke"
Darin bestätigt das Ministerium auch erstmals schriftlich, dass es wegen möglicher weiterer Verzögerungen nach einer Übergangslösung als Ersatz für die A400M sucht. Die Probleme zeigten - so die Formulierung in dem Schreiben - "dass das Verteidigungsministerium mit seinen Überlegungen zur Überbrückung einer möglicherweise mittelfristig eintretenden Fähigkeitslücke den richtigen Weg eingeschlagen" habe.
Der Grünen-Rüstungsexperte Tobias Lindner erklärte dazu: "Inzwischen entwickeln sich die Neuigkeiten beim A400M zu einer Seifenoper mit täglich schlechten Nachrichten." Die Rissbildung war bereits vor zwei Wochen bekannt geworden. Wie Airbus damit umgehen wird, war bisher aber unklar.
"Unbekanntes Materialverhalten"
Ein Unternehmenssprecher bemühte sich, das Ganze etwas herunterzuspielen. Er sagte, bei dem Problem handele es sich "um eine Aluminium-Legierung, die ein vorher unbekanntes Materialverhalten an den Tag legt". Das Thema beeinträchtige aber weder die Flugsicherheit noch die Einsatzfähigkeit der A400M-Flotte. Ein sofortiger Umtausch sei nicht notwendig. Eine Lösung werde "im Rahmen der nächsten Wartungsintervalle implementiert".
Die Bundeswehr hatte die erste A400M im Dezember mit jahrelanger Verspätung erhalten. In seinem aktuellen Rüstungsbericht vom April schätzt das Ministerium die Verzögerungen bis zum Jahr 2019 auf exakt 107 Monate, also fast neun Jahre. Die Kostensteigerung beträgt danach bislang 1,47 Milliarden Euro oder 18 Prozent des ursprünglich vereinbarten Kaufpreises.
Bislang hat Airbus drei Exemplare an die Bundeswehr übergeben. Sie müssen aber derzeit nach 20 Flugstunden gewartet werden und sind deswegen für Auslandseinsätze nur bedingt geeignet. Insgesamt hat Deutschland 53 der Transportflieger bestellt. Die neuen Turboprop-Maschinen sollen die bis zu 47 Jahre alten "Transall"-Transporter (C-160) ablösen.
Drei Alternativen stehen im Raum
Sollten sich die Probleme beim A400M allerdings fortsetzen, könnte es sein, dass den alten Transall-Maschinen trotz der fast 50 Jahre, die sie inzwischen auf dem Buckel haben, noch weitere Einsätze bevorstehen. Als denkbare Alternative zum A400M gelten außerdem die C-130 "Hercules" von Lockheed sowie die C-17 "Globemaster" von Boeing.
haz/bor (dpa, rtr)