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Helden, Dramen, Punks

14. Mai 2008

Über 30.000 Schauspieler, Regisseure, Drehbuchschreiber, Produzenten und Verleiher sowie weitere Filmschaffende und Journalisten haben sich für das berühmteste Filmfest der Welt, die Filmfestspiele in Cannes angemeldet.

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Plakat der Filmfestspiele in Cannes, Quelle: AP
Das Plakat der Filmfestspiele in CannesBild: AP

Das offizielle Festivalplakat von Cannes zeigt eine schöne Blondine mit kirschrotem Mund. Vor den Augen hat sie einen dicken schwarzen Balken: Sie wird nicht erkannt und kann selbst nichts sehen. Das von dem amerikanischen Kultregisseur David Lynch gestaltete Bild passt gut zum Eröffnungsfilm der 61. Internationalen Filmfestspiele. Denn in "Blindness" ("Die Stadt der Blinden") geht es um Erkenntnis und bittere Wahrheiten, wenn die Augen nichts mehr wahrnehmen. Das Werk des Brasilianers Fernando Meirelles gab am Mittwochabend (14.05.08) den Startschuss für die glamourösesten Festspiele der Welt. In dem Film geht es um den Zusammenbruch der Zivilisation, so Regisseur Meirelles, der mit dem Sozialdrama "City of God" bekannt wurde, in Cannes. "Wir tun doch immer nur so, als seien wir zivilisiert und besonders clever. Wenn etwas schief geht, werden wir zu wilden Tieren", sagt er.

Filmszene aus Meirelles' Film 'Blindness', Quelle: AP
Julianne Moore in "Blindness" von Fernando MeirellesBild: image.net

In seinem Film nach dem Roman des Literaturnobelpreisträgers José Saramago versinkt eine Stadt im gewalttätigen Chaos. Einige Menschen versuchen ihre Würde und Humanität zu bewahren, andere suchen brutal ihren eigenen Vorteil. Hollywood-Star Julianne Moore spielt eine Frau, die inmitten dieses Endzeitszenarios als Einzige weiter sehen kann. Sie versucht, ihrem Mann und einer kleinen Gruppe zu helfen und überschreitet im Kampf ums Überleben selbst moralische Grenzen.

Starkino außer Konkurrenz

Harrison Ford und Sean Connery, Foto: AP
"Indiana Jones" Harrison Ford mit seinem Filmvater Sean ConneryBild: AP

Insgesamt bewerben sich 22 Produktionen um die Preise des wichtigsten Filmfestivals der Welt, die am 25. Mai vergeben werden. Präsidiert wird die Wettbewerbsjury von dem amerikanischen Schauspieler und Regisseur Sean Penn.

Für das größte Aufsehen dürfte in diesem Jahr Steven Spielberg sorgen: Er zeigt mit "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ das vierte Abenteuer seines Archäologen, wie immer gespielt von Harrison Ford, allerdings außer Konkurrenz. Da läuft auch Woody Allens Dreieckskomödie "Vicky Cristina Barcelona“, mit Scarlett Johansson und Penelope Cruz .

Die Veteranen spielen auf


Ernster geht es im Hauptwettbewerb zu. Allen voran Steven Soderberghs groß angelegtes Portrait des kubanischen Revolutionärs Ernesto "Che" Guevara. Das Werk besteht aus zwei kompletten Spielfilmen und ist 4 Stunden und 28 Minuten lang.

Aus Deutschland kommt der Beitrag von Wim Wenders: Sein neuer Film "Palermo Shooting“ schildert das Leben eines Rastlosen. Als dessen Leben aus den Fugen gerät, verschlägt es ihn nach Palermo, wo die Probleme erst richtig beginnen. Hauptdarsteller ist Campino, der Sänger der "Toten Hosen“.

Szene aus Wim Wenders' Film 'Palermo Shooting', Foto: AP
Palermo Shooting von Wim Wenders : Campino gibt den StarfotografenBild: image.net

Palmen – und Oscar-Gewinner Clint Eastwood zeigt "Changeling“ (Das Wechselbalg), ein Drama über eine Mutter, deren Kind in den 1920er Jahren gekidnappt wird. Angelina Jolie spielt die Hauptrolle.

Kritiker und Klassiker

Mit Jia Zhangke ist ein offener Kritiker der chinesischen Modernisierungspolitik in der Konkurrenz vertreten. Sein Beitrag "24 City" schildert das Schicksal von vier Frauen vor dem Hintergrund der Urbanisierung im China der 50er Jahre. Den wohl ungewöhnlichsten Streifen hat Israel eingereicht. "Waltz with Beshir" ist ein animierter Dokumentarfilm über das Massaker in den palästinensischen Flüchtlingslagern Saba und Schatila.

Wolke 9 von Andreas Dresen
Wolke 9 von Andreas DresenBild: image.net

In der Nebenreihe "Un certain regard" (Ein gewisser Blick) geht ein weiterer Deutscher in Rennen. Andreas Dresen erzählt nach "Sommer vorm Balkon“ in "Wolke 9" die Geschichte einer Frau, die mit Mitte 60 aus heiterem Himmel eine neue Liebe findet. In der Jury der Reihe sitzt Fatih Akin, der im letzten Jahr mit dem Drehbuchpreis für "Auf der anderen Seite" ausgezeichnet wurde.

Im Rahmen der Cannes-Klassiker-Reihe unternimmt das Festival einen Rückblick auf das Jahr 1968. Damals war das Filmfest im Gefolge der Mai-Unruhen abgebrochen worden. Regisseure wie Francois Truffaut und Jean-Luc Godard hatten sich mit den Studenten solidarisiert. Eine Auswahl der Filme, die 1968 nicht mehr gezeigt werden konnten, werden nun vorgeführt, darunter Arbeiten von Carlos Saura, Alain Resnais und Claude Lelouch. (gmf)