Belästigungsvorwürfe: US-Senator Franken geht
7. Dezember 2017Nachdem in den vergangenen Tagen neue Anschuldigungen gegen ihn laut geworden waren, stieg der Druck auf Al Franken auch aus den eigenen Reihen schlagartig an: Mehr als 30 der 48 demokratischen und unabhängigen Senatorinnen und Senatoren forderten ihn zum Rücktritt auf.
"Einfach nicht wahr"
Franken gab dem Drängen nun nach. Das sei der schlimmste Tag seines politischen Lebens, sagte er bei der Bekanntgabe des Rücktritts. Zugleich betonte er seine Unschuld. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe hätten ihn "schockiert" und "verstört". Die Anschuldigungen seien "einfach nicht wahr".
Franken fügte hinzu, sein Rücktritt entbehre nicht einer gewissen Ironie, schließlich sitze doch im Weißen Haus jemand, der auf Tonband mit sexuellen Übergriffen geprahlt habe. Franken spielte damit auf frühere Äußerungen von Donald Trump an. Dieser hatte gesagt, als Berühmtheit könne man sich Frauen gegenüber alles erlauben und ihnen auch in den Schritt fassen.
Franken (66), ein in den USA sehr prominentes Mitglied der demokratischen Partei, war seit 2008 Senator. Vor seiner Karriere in der Politik war er unter anderem Radiomoderator, er trat auch in der populären Sendung "Saturday Night Live" auf.
Verräterisches Foto
Die Vorwürfe gegen Franken hatten im November mit der Schauspielerin und Musikerin Leeann Tweeden begonnen: Sie hatte ihn beschuldigt, ihr vor einem gemeinsamen Auftritt vor Soldaten in Afghanistan zu nahe gekommen zu sein. Auf dem Heimflug von Afghanistan soll er ihr zudem - für ein Foto posierend - an die Brüste gefasst haben, als sie geschlafen habe. Auf dem Foto trug die Frau eine schussfeste Weste.
Franken ist bereits der zweite Parlamentarier der Demokraten in wenigen Tagen, der wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung seinen Rückzug erklärt hat. Am Dienstag hatte das dienstälteste Mitglied des US-Kongresses, der 88-jährige John Conyers, wegen solcher Anschuldigungen seinen Wechsel in den Ruhestand erklärt.
Dem Fall Weinstein folgte eine Lawine
Nach den Enthüllungen über den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein sind in den USA zahlreiche Anschuldigungen gegen mächtige Männer aus der Medien- und der Unterhaltungsbranche sowie aus der Politik laut geworden. Derzeit steht der republikanische Senatskandidat in Alabama, Roy Moore, im Kreuzfeuer. Mehrere Frauen werfen ihm Übergriffe vor.
haz/jj (dpa, afp, rtr)