Belarus: Plakate der Protestbewegung
Der Protest gegen Machthaber Lukaschenko ist stiller geworden, doch der Widerstand gegen das Regime zeigt sich auch in einer Sammlung kunstvoller Plakate.
Antonina Slobodchikova
Eine Ausstellung im Essener Museum Folkwang zeigt, wie sich Künstlerinnen und Künstler aus Belarus im digitalen Raum gegen das herrschende Regime in ihrer Heimat wehren. Dieses Bild etwa zeigt die Symbole des starken Frauen-Trios, das gegen Machthaber Lukaschenko antrat: Maria Kolesnikowas Symbol ist das Herz, Swetlana Tichanowskajas die Faust, für Veronika Zepkalos steht das Siegeszeichen.
Ekateryna Prokoyeba
Alexander Lukaschenko im Hintergrund, vor ihm eine lange rote Spur, seine Hände - blutig. Brutal und kompromisslos schlug das Regime die Proteste im vergangenen Jahr nieder. Festnahmen, Folter und Einschüchterungen waren an der Tagesordnung. Viele Oppositionelle und Demonstranten wurden verletzt, landeten im Gefängnis - die, die konnten, retteten sich ins Ausland.
Vladimir Tsesler
Vladimir Tsesler ist einer der bekanntesten Künstler in Belarus und scharfer Kritiker des Regimes. Dieses Plakat erinnert an das Ryanair-Flugzeug, das zur Landung gezwungen wurde. Der Oppositionelle Roman Protassewitsch wurde anschließend am Flughafen von Minsk verhaftet. Lukaschenko selbst soll dies angeordnet haben, mit der Begründung, es habe eine Meldung über explosive Stoffe an Bord gegeben.
Vladimir Tsesler
Ein weiteres Poster des Designers Vladimir Tsesler: Anfang August 2020 ließ sich Alexander Lukaschenko nach der umstrittenen Präsidentenwahl zum Sieger erklären. Inoffiziellen Statistiken zufolge haben nur drei Prozent für Lukaschenko gestimmt, so etablierte sich das Meme "Sascha 3 Prozent". Unabhängige Wahlbeobachter wurden nicht zugelassen.
Hanna Murajda
Die Menschenrechtssituation in Belarus ist alarmierend. Viele Organisationen versuchen auf die Lage aufmerksam zu machen. Menschenrechtsaktivisten und Journalisten werden massiv in ihrer Arbeit eingeschränkt. Ein Bericht von Amnesty International kommt zu dem Schluss, dass das Justizwesen dazu missbraucht wird, die Opfer sogar noch zu bestrafen, anstatt die Täter zur Verantwortung zu ziehen.
Hanna Murajda
Weiß-Rot-Weiß, die Farben der Nationalflagge des ersten unabhängigen belarusischen Staates, der am 25. März 1918 ausgerufen wurde. Lukaschenko hat sie 1995, kurz nach Beginn seiner Amtszeit, abgeschafft. Es sind heute die Farben der Opposition, die ihr Leben im Kampf gegen die Polizeigewalt im Land und Lukaschenkos Riege riskiert.
Nick Osadchiy
Avtozak, so nennt man diese Busse, die ein Alptraum für viele Oppositionelle sind. Sie demonstrieren Macht und bedeuten Folter, Ungewissheit und Gewalt. In solche Busse werden Menschen auf der Straße verschleppt und in Gefängnisse gebracht. Der Begriff "Busophobie" etablierte sich schnell unter den Demonstrierenden. Jeder Mensch, ob politisch aktiv oder nicht, kann verhaftet werden.
Olga Balai
Alles, was in den Farben weiß-rot-weiß war, nahm das Regime als Kritik und Widerstand war. Ein Staat gegen das eigene Volk, wie dieses Poster von Olga Balai so eindrucksvoll zeigt. Unter dem Titel "Cultprotest.me - Künstler:innen für Demokratie in Belarus" zeigt das Museum Folkwang vom 9. September bis zum 24. Oktober Protestplakate junger Kunstschaffender für die Demokratiebewegung in Belarus.