Benin will Geschichte nicht verstecken
Benin hat eine lange Geschichte des Sklavenhandels. Europäische Händler verschleppten Menschen, die ihnen von afrikanischen Königtümern verkauft wurden. Es gibt viel aufzuarbeiten: Die Gräben sind bis heute spürbar.
Ouidah, historische Stadt
Der Eingang zur Stadt ist eine Botschaft: Während andernorts die bitteren Kapitel der Vergangenheit verschwiegen werden, stellt sich Ouidah in Benin seiner Geschichte. Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert blühte hier der Sklavenhandel.
Abschied ohne Rückkehr
Die Palmen der Küste vor Ouidah dürften für mehr als eine Million Menschen eines der letzten Bilder vom afrikanischen Festland gewesen sein. Portugiesen, Franzosen und Engländer verschifften sie nach Amerika, lokale Machthaber sorgten für stetigen Nachschub: Bei Eroberungsfeldzügen nahmen sie Gefangene, die sie den Händlern verkauften.
Offensive Erinnerungskultur
Die 1990er Jahre brachten einen Wandel in Benins Erinnerungskultur. Die "Porte du Non-Retour" - das Tor ohne Rückkehr - wurde von der UNESCO gestiftet: als Denkmal für die Verschleppung. Zuvor hatte es eine internationale Konferenz zum Sklavenhandel gegeben. 1999 reiste Präsident Mathieu Kérékou nach Baltimore, USA, und bat die Nachfahren ehemaliger Sklaven um Entschuldigung für Afrikas Beitrag.
Eine Festung und eine gespaltene Gesellschaft
Bis Jahresende soll das Historische Museum im restaurierten portugiesischen Fort seine Türen öffnen: Teil eines Projekts von Präsident Patrice Talon zur facettenreichen Geschichte seines Landes. Beniner verfolgen ihre Abstammung zurück auf die Familien ehemaliger Sklaven - oder von deren Peinigern. Talon selbst wurde beschuldigt, zu letzteren zu gehören - so wie ein Großteil der Elite im Land.
Geschichte der Unterdrücker
Genau diese schmerzhafte Geschichte müsse erzählt werden, damit es zu einer wirklichen Aussöhnung im Land kommen könne, mahnen Kritiker an. Kann das funktionieren? Seit August können Besucher einen Teil des Bestands sehen, darunter Exponate aus den Königreichen von Ouidah und Dahomey, die sich einst am Sklavenhandel beteiligt haben.
Die Route der Sklaven
Geschichte nicht verstecken, sondern aufarbeiten: Für dieses Ziel habe Benin eine Milliarde Euro vorgesehen, sagt Tourismusminister Jean-Michel Abimbola. Damit würde das Land auch gerne Besucher aus dem Ausland anlocken - und sei es aus dem benachbarten Nigeria. Doch in Zeiten der Corona-Pandemie sind es bisher vor allem Beniner, die kommen, um ihr Land besser zu verstehen.