Berg-Karabach: Vermittlung gescheitert
30. September 2020Zwischen den beiden verfeindeten Ländern Armenien und Aserbaidschan ist es am vierten Tag in Folge zu schwerem Beschuss im Konflikt um die Südkaukasus-Region Berg-Karabach gekommen. Am Morgen habe es Artilleriefeuer an der gesamten Demarkationslinie gegeben, sagte eine Sprecherin des armenischen Verteidigungsministeriums in der Hauptstadt Eriwan. Das Militär in Aserbaidschan behauptete hingegen, dass die Stadt Terter auf eigenem Staatsgebiet von den Armeniern angegriffen worden sei. Viele Menschen seien verletzt und Gebäude zerstört worden.
Unterdessen hat Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan Friedensverhandlungen mit Aserbaidschan unter russischer Vermittlung abgelehnt. Die Idee eines solchen Treffens sei angesichts der "intensiven militärischen Aktivitäten" rund um die Gebirgsregion Berg-Karabach "unangemessen", sagte Paschinjan der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Zuvor hatte die russische Regierung angeboten, zwischen den Nachbarstaaten zu vermitteln.
Kämpfe gehen unerbittert weiter
Es sind die schwersten Kämpfe seit Jahrzehnten zwischen den beiden früheren Sowjetrepubliken im Südkaukasus. Offiziell wurden auf armenischer Seite deutlich mehr als Hundert Menschen getötet. Auch in Aserbaidschan sprach das Militär von vielen Toten. Beide Seiten behaupteten, Hunderte Soldaten des jeweiligen Gegners getötet zu haben. Baku sprach am Mittwoch von 2300 armenischen Toten und Verletzten. Zudem soll ein Raketenabwehrsystem vom Typ S-300 zerstört worden sein. Das dementierte Eriwan umgehend. Eine unabhängige Einschätzung zu den Todeszahlen gibt es derzeit nicht.
Die Kämpfe in der Region dauern seit Sonntag an. Die verfeindeten Nachbarländer haben den Kriegszustand verhängt. Die internationale Gemeinschaft fordert ein sofortiges Ende der Kämpfe und eine Rückkehr zum Verhandlungstisch für eine friedliche Lösung. Russland - Armeniens Schutzmacht - will zwischen den Konfliktparteien vermitteln. Die Türkei hat sich hingegen deutlich hinter ihren Verbündeten Aserbaidschan gestellt.
jwa/ww (dpa, afp)