Bergung eines Kreuzfahrtriesen
Zweieinhalb Jahre lag die Costa Concordia nach ihrer Havarie vor der italienischen Insel Giglio. Nun ist die beispiellose Bergungsaktion abgeschlossen - und der Luxusdampfer wird verschrottet.
Angekommen
Am 23. Juli 2014 hatte sich die Costa Concordia auf den Weg gemacht. Im Schneckentempo ging es zur Verschrottung nach Genua, mit rund zwei Knoten - also maximal vier Kilometer pro Stunde. Am Sonntag (27.07.2014) hat sie ihr Ziel in der ligurischen Hafenstadt erreicht. Es war die letzte Reise des Dampfers.
Sichere Reise
Vier große Schlepper hatten dafür gesorgt, dass sich die Costa Concordia überhaupt vom Fleck bewegt. Zehn zusätzliche Schiffe begleiteten den Transport auf der rund 350 Kilometer langen Strecke nach Genua. Der Bereich um das Schiff wurde währenddessen weiträumig abgesperrt, ebenso der Luftraum.
Letzte Station Genua
In der norditalienischen Stadt wird das Wrack des Luxusdampfers nun auseinander geschweißt. 80 Prozent sollen recycelt werden. Fast zwei Jahre wird das Abwracken dauern. Die Kosten werden auf 100 Millionen Euro geschätzt. In der Türkei hätte der Preis nur 40 Millionen Euro betragen. Für Genua sprach unter anderem der kürzere Transportweg, um Gefahren für die Umwelt zu vermeiden.
Fast, als wäre nichts gewesen...
... lag die Costa Concordia nach dem sogenannten Aufschwimmen und vor ihrer letzten Fahrt im ruhigen Mittelmeer. Das war die wohl heikelste Phase der Bergung, die jedoch problemlos verlaufen ist. Langsam wurden dabei die großen Container links und rechts des Rumpfs mit Luft gefüllt, um das Kreuzfahrtschiff zunächst rund zwei Meter anzuheben.
Jedes Risiko ausschließen
Der hochkomplexe Vorgang der Schiffshebung wurde von einem Team von Ingenieuren aus einem Kontrollraum gesteuert und von außen überwacht - rund um die Uhr. Um Veränderungen an den Schiffswänden zu erkennen, sind im Innern der Costa Concordia Kameras und auch Mikrophone installiert.
Sie steht wieder
Im September 2013 war die Costa Concordia in aufrechte Lage gebracht worden. Zuvor hatte das 290 Meter lange Kreuzfahrtschiff mehr als 20 Monate vor der Toskana im Mittelmeer gelegen. Bei der "Operation Backpacking" wurde der Stahlkoloss Millimeter für Millimeter in die Senkrechte gebracht.
Spektakel für Schaulustige
Damals hatten zahlreiche Schaulustige das Treiben auf dem Wasser von der Insel Giglio aus beobachtet. Das Wrack der "Costa Concordia" musste um insgesamt 65 Grad gedreht werden - mit Seilen, Flaschenzügen und Schwimmkörpern. Das Problem: Auch hier bestand das Risiko, dass das Schiff auseinanderbricht.
Beispiellose Bergung
Millimeter für Millimeter hatten Techniker das Kreuzfahrtschiff aus seiner Schräglage gehoben, um es vorerst zu stabilisieren. Dazu wurde ein aufwändiger Unterbau, eine Art Gerüst, im Meeresboden verankert, auf dem die Costa Concordia bis jetzt lag.
Der Tag des Unglücks
Am 13. Januar 2012 hatte die Costa Concordia gegen 21:45 Uhr einen der Insel Giglio vorgelagerten Felsen gerammt. Das Schiff trieb noch mehrere hundert Meter und kehrte um, bis es schließlich vor der Küste auf Grund lief.
Späte Rettungsmaßnahmen
An Bord waren zum Unglückszeitpunkt 4229 Menschen, davon etwa 1000 Besatzungsmitglieder. Ein Großteil der Passagiere war gerade beim Abendessen, als es zu der Kollision kam. Zunächst sprach die Schiffsführung von einem Problem mit der Energieversorgung. Erst um 22:30 Uhr wurde das Signal zur Evakuierung gegeben.
Nicht alle wurden gerettet
Das Wrack des Schiffs lief mehr und mehr mit Wasser voll, bevor es mit starker Schlagseite nördlich des Hafens der Insel zum Liegen kam. 32 Menschen verloren bei dem Unglück ihr Leben, eines der Opfer wurde nie gefunden. Die meisten Passagiere konnten mit Booten und Hubschraubern in Sicherheit gebracht werden, einige sprangen auch über Bord und schwammen bei 14 Grad Wassertemperatur an Land.
Kapitän vor Gericht
Kapitän Francesco Schettino wurde kurz nach dem Unglück verhaftet. Dem 52-Jährigen werden fahrlässige Tötung, Körperverletzung, Havarie, vorzeitiges Verlassen des Schiffs, Zurücklassen Hilfsbedürftiger sowie Verweigerung der Zusammenarbeit mit den Behörden vorgeworfen. Der Prozess dauert an.
Urlaub mit Blick auf das Wrack
Die Menschen auf Giglio leben hauptsächlich vom Tourismus. Doch das Geschäft mit den Urlaubern brach im Jahr nach der Katastrophe um fast 30 Prozent ein. Es stieg lediglich die Zahl der Tagesbesucher - doch die bringen den Inselbewohnern kaum Einnahmen. Deshalb war der Wunsch groß, das ungeliebte Wrack endlich loszuwerden.
Endstation
Am 27. Juli 2014, also mehr als zweieinhalb Jahre nach dem Unglück, erreichte die Costa Concordia ihre letzte Station: den Hafen im italienischen Genua.