Bericht: Geständnis über Anschlag von Halle
30. März 2020Der mutmaßliche Attentäter von Halle hat einem Bericht zufolge ein umfangreiches Geständnis abgelegt. Nach Recherchen der öffentlich-rechtlichen Sender NDR und WDR sowie der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) bedauerte Stephan B. darin, nicht noch mehr Menschen getötet und keine Migranten getroffen zu haben. B. hatte nach eigenen Aussagen in erster Linie Juden töten wollen und nach dem Anschlag auf eine Synagoge auch einen Dönerladen angegriffen.
B. wollte Juden töten
B. hatte am 9. Oktober 2019 das Feuer auf die Außentür der Synagoge der ostdeutschen Großstadt Halle an der Saale eröffnet. In dem Gebäude feierte die jüdische Gemeinde gerade das Jom-Kippur-Fest, einen der höchsten jüdischen Feiertage. In den Berichten heißt es, er habe damit gerechnet, dass die Tür an diesem Tag offenstehe. Als die Tür seinen Schüssen nicht nachgab, schoss der 28-Jährige auf Passanten und tötete dabei eine Frau und einen Mann.
Die Berichte legen nahe, dass der mutmaßliche Attentäter bereue, keine jüdischen Menschen und überhaupt nur so wenige Personen getötet zu haben. Er habe sich in Internet-Foren mit anderen "unzufriedenen weißen Männern" aus anderen Ländern mit ähnlichem Weltbild ausgetauscht. Inspiriert habe B. der Anschlag von Christchurch in Neuseeland, bei dem ein Australier aus offenbar rassistischen Motiven in Moscheen um sich geschossen und 51 Menschen getötet hatte. Ähnlich wie der mutmaßliche Attentäter von Christchurch sechs Monate zuvor hatte auch B. seine Tat gefilmt und live gestreamt. Eine Anklage der Bundesanwaltschaft steht den Berichten zufolge unmittelbar bevor.
Mehr rechte Gewalt
Der Anschlag von Halle löste bundesweit Entsetzen aus, aber auch Bekundungen der Solidarität mit jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Er fällt in eine Zeit, in der in Deutschland antisemitische und rassistische Gewalttaten zunehmen. Zuletzt stürmte am 19. Februar ein Mann zwei Shisha-Bars im hessischen Hanau, erschoss zehn Menschen und sich selbst. Viele machen für das gesellschaftliche Klima, die den Taten den Boden bereiten, die Oppositionspartei AfD verantwortlich, von der einzelne Gruppierungen als rechtsextremistische Verdachtsfälle vom Inlandsgeheimdienst, dem Bundesamt für Verfassungsschutz, beobachtet werden.
ehl/kle (dpa, afp, SZ, tagesschau.de)