Berlin zeigt Bernd Eichinger
Eine große Ausstellung über den Filmproduzenten Bernd Eichinger: Das Museum für Film und Fernsehen in Berlin erinnert an den vor zweieinhalb Jahren verstorbenen Filmschaffenden.
Lässig und erfolgreich: Bernd Eichinger
Coole Pose, Zigarette im Mundwinkel, Jeansjacke, an der Wand ein Plakat zu seinem Projekt "Letzte Ausfahrt Brooklyn". Bernd Eichinger verkörperte vieles: die Lässigkeit der Filmbranche, den Traum von Hollywood und dem großem Erfolg - am liebsten mit anspruchsvollen Storys. Wir erzählen sein Leben in Bildern aus der Ausstellung "... alles Kino" im Berliner Film- und Fernsehmuseum.
Beginn an der Filmhochschule
Auch wenn Eichinger heute als erfolgreicher und populärer Produzent bekannt ist - begonnen hatte er seine Karriere an der Filmhochschule in München mit selbst inszenierten Werken. In seinem Abschlussfilm "Weihnachtsmärchen" von 1974 spielte er sogar auch noch die Hauptrolle. Später sollte Eichinger immer mal wieder auf den Regiestuhl zurückkehren.
Durchbruch als Produzent
Nach dem Studium hatte sich Eichinger zunächst als Drehbuchautor und Produktionsleiter durchgeschlagen. Mit kleineren Filmen machte er sich als Produzent selbstständig. Dann folgte der große Durchbruch mit dem Drogen-Drama "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo". Mit dabei: David Bowie, hier in einer Konzertszene. Der Film war auch international ein großer Erfolg.
Deutschlands Großproduzent
In den 80er Jahren dann begann die Erfolgsstory des Bernd Eichinger in Deutschland. Kein anderer Produzent nahm hierzulande so viel Geld in die Hand für die Produktion neuer Filme. Kein anderer stemmte aufwendige Produktionen wie "Die unendliche Geschichte" (1983) mit so viel Geschick. Gleichzeitig etablierte sich Eichinger als Filmeinkäufer und -verleiher seiner Firma "Neue Constantin".
Kinobetreiber
Eichinger war ein besessener Arbeiter auf vielen Feldern. Neben seiner Tätigkeit als Produzent und Verleiher engagierte er sich auch als Kinobetreiber. In Köln eröffnete er 1991 eines der ersten Multiplexkinos in Deutschland. Der Cinedom galt lange als größtes Lichtspieltheater der Republik. Das Foyer und die Wände ließ Eichinger mit Bilder der Größen der Filmgeschichte dekorieren.
Traum von Hollywood
Viele Regisseure und andere Filmschaffende träumen von Hollywood. Bernd Eichinger war einer der wenigen Deutschen, die über einen langen Zeitraum immer wieder in Amerika Erfolge feiern konnten. Der Münchner ging schon in jungen Jahren in die USA und versuchte dort Fuß zu fassen. Nicht alles gelang. Doch bis zu seinem Lebensende hatte Eichinger in Los Angeles ein Büro.
Arbeit mit Weltstars
Bernd Eichinger gelang es immer wieder internationale Stars für seine Großproduktionen zu verpflichten. 1986 holte er den James Bond-Darsteller Sean Connery für den Film "Der Name der Rose" vor die Kameras. Aufwendig produzierte Literaturverfilmungen wurden zu einem Markenzeichnen des deutschen Produzenten. Von der Kritik wurden diese Filme nicht geliebt, doch hatten sie viele Zuschauer.
Sinn für populäre Stoffe
Aber auch in Deutschland bewegte Eichinger die Filmszene. So trug er viel dazu bei, dass in den 1990er Jahren die Filmkomödie zu einem der beliebtesten Genres wurde. "Der bewegte Mann" mit dem damals noch wenig bekannten Til Schweiger wurde zu einem der größten Hits Eichingers. Leichte Unterhaltung, ein manchmal derber Humor und ein Gespür für neue Stars - das waren einige seiner Markenzeichen.
Herzensangelegenheit
Ab und zu führte Eichinger zwischen seinen Großprojekten auch selbst Regie. Am erfolgreichsten wurde die Neuverfilmung des 50er-Jahre-Hits "Das Mädchen Rosemarie". Damit konnte der bei der Kritik vielgescholtene Eichinger auch Lob einheimsen. Und er bewies einmal mehr, dass er ein Händchen für kommende Stars hatte: Das Mädchen Rosemarie spielte 1996 die blutjunge Nina Hoss.
Preisregen
Für einen Oscar reichte es nicht. Aber immerhin bekam der von Bernd Eichinger produzierte Film "Der Untergang" eine Oscar-Nominierung. Und jede Menge deutsche Filmpreise wie Bambi oder Jupiter. Das Werk über die letzten Tage Adolf Hitlers spaltete wie so oft das Publikum. Historiker und Filmkritiker warfen dem Film Oberflächlichkeit vor. An den Kassen war "Der Untergang" jedoch ein Erfolg.
Kunst-Anspruch
Bernd Eichinger befand sich Zeit seines Lebens in einem Konflikt: Einerseits wollte er mit Filmen viel Geld verdienen, auf der anderen Seite wünschte er sich die Anerkennung des Feuilletons. Auch die Verfilmung des französischen Erfolgsromans "Elementarteilchen" passte in dieses Schema. Regisseur Oskar Roehler machte aus der Vorlage Michel Houellebecqs eine allzu populäre Sozialstudie.
Riesenprojekt
Die Verfilmung des literarischen Jahrhunderterfolgs "Das Parfum" brachte Eichinger im Jahre 2006 noch einmal internationale Anerkennung. In der Regie von Tom Tykwer (hier neben Darstellerin Karoline Herfurth und Eichinger) entstand 2006 eine teure Großproduktion, die vor allem durch die Ausstattung und die Kostüme beeindrucken konnte. Auch am Drehbuch hatte der fleißige Eichinger mitgeschrieben.
Deutsche Geschichte
Eichingers Interesse an deutscher Historie schlug sich immer wieder in der Auswahl seiner Stoffe nieder. Nach Filmen über den Nationalsozialismus und die deutsche Nachkriegsgeschichte steckte Eichinger in den letzten Jahren seines Lebens viel Energie in die Produktion "Der Baader Meinhof Komplex". Moritz Bleibtreu und Johanna Wokalek spielten die RAF-Terroristen Andreas Baader und Gudrun Ensslin.
Späte Genugtuung
Zu einem Triumph für Eichinger wurde die Verleihung des deutschen Filmpreises im Jahre 2010. Bei der Gala in Berlin bekam er den Preis für sein Lebenswerk zugesprochen. Erstmals wurde Eichinger damals von allen Seiten mit Respekt bedacht: von der Filmwirtschaft, aber auch vom Feuilleton. Das Bild in der Öffentlichkeit veränderte sich von diesem Zeitpunk an: Eichinger wurde mehr und mehr geschätzt.
Rückblick auf ein Leben
Eichinger starb 2011 im Alter von 61 Jahren bei einem Essen in Los Angeles an einem Herzinfarkt. Für das deutsche Kino bedeutete das einen herben Verlust. Auf die verschiedenen Stationen im Leben des deutschen Filmproduzenten Bernd Eichinger blickt nun die Ausstellung im Museum für Film und Fernsehen in Berlin. Bis zum 6. Oktober sind dort rund 350 Exponate ausgestellt.