Berlinale 2018: Gewinner und Verlierer
Eine absolute Überraschung, auch für eingeweihte Filmkritiker: Der Goldene Bär für den Besten Film geht an einen umstrittenen Außenseiter. Preisgekrönt wird der rumänische Film "Touch Me Not".
Bester Film: "Touch Me Not"
Als Hauptpreis der Berlinale bekommt überraschenderweise der rumänische Experimentalfilm "Touch Me Not" den Goldenen Bären. Mit seinen expliziten Sexszenen liefert die rumänische Regisseurin Adina Pintilie einen Beitrag zur aktuellen Debatte über sexuelle Absprachen. Der Film ist umstritten: viele Zuschauer störten sich an zuviel nackter Haut und verließen den Kinosaal.
Silberner Bär: "Twarz" aus Polen
Die polnische Regisseurin Malgorzata Szumowska, bereits zum dritten Mal bei der Berlinale (2012 mit "Das bessere Leben" und 2013 mit "W imię…"), bekommt den begehrten Großen Preis der Jury. Ihre Farce "Gesicht" ("Twarz") nimmt auch die Bigotterie der katholischen Kirche aufs Korn.
Mehrfach ausgezeichnet: "Las herederas"
Der ruhige Film aus Paraguay handelt von Leben eines lesbischen Pärchen jenseits der 60 in Asuncíon. Hauptdarstellerin Ana Brun (links) bekam den Silberen Bären für ihre schauspielerische Leistung. "Las herederas" wurde außerdem mit dem Alfred-Bauer-Preis ausgezeichnet, der Filmen verliehen wird, die neue Perspektiven eröffnen. Außerdem gab es den internationalen Kritiker-Preis der FIPRESCI-Jury.
Beste Regie: Wes Anderson
Wes Andersons Animationsfilm "Isle of Dogs - Ataris Reise" ist voller Details. Seiner Geschichte über Hunde, die aus der Gesellschaft verbannt wurden, hat der US-amerikanische Filmemacher eine explizit politische Note gegeben. Damit hat die Berlinale-Jury um den Vorsitzenden Tom Tykwer einen politisch ambitionierten Regisseur mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet.
Bester Schauspieler: Anthony Bajon
Der 23-jährige französische Nachwuchsstar Anthony Bajon hat den Silbernen Bären als bester Darsteller der Berlinale gewonnen. Damit würdigte die Jury seine sensible Interpretation des drogensüchtigen Thomas im Drama "Das Gebet" ("La prière"). Sein Regisseur war der französische Regisseur Cédric Kahn ("Ein besseres Leben").
Bestes Drehbuch: "Museo"
Der Silberne Bär für das beste Original-Drehbuch ging an den mexikanischen Regisseur Alonso Ruizpalacios und seinen Co-Autoren Manuel Alcala. Der actionreiche Film handelt von einen historischen Kunstraub im Nationalmuseum von Mexico City im Jahr 1985. Die Hauptrolle spielt der populäre mexikanische Schauspieler Gael Garcia Bernal.
Ohne Bär: "In den Gängen"
Der deutsche Beitrag mit zwei der gefragtesten Darsteller des Landes Franz Rogowski ("Transit") und Sandra Hüller ("Toni Erdmann") ging leer aus bei der Bärenvergabe. Thomas Stuber hat in seinem Film einen ostdeutschen Großmarkt in einen Ort voller Poesie verwandelt, an dem zwei verliebte Gabelstapler überraschend aufeinandertreffen. Dafür gab es immerhin den Preis der Ökumenischen Jury.
Ohne Preis, aber mit viel Würdigung: "Transit"
Kritiker verschiedener Filmmagazine, darunter "Hollywood Reporter" und "Variety", zeigten sich beeindruckt von Christian Petzolds Holocaust-Drama, auch wenn er in keinen Bären gewann. Der deutsche Regisseur orientierte sich eng an Anna Seghers Roman "Transit", den die Autorin während des Zweiten Weltkriegs im Exil geschrieben hat. Die Handlung aber ist in der Gegenwart angesiedelt.
Zufriedener Jury-Präsident
Mit den diesjährigen Juryentscheidungen zeigte sich der Vorsitzende Tom Tykwer zum Abschluss der Berlinale sehr zufrieden. Es ginge auch darum zu zeigen, was alles im Kino möglich sei, betonte er auf der Gala im Berlinale-Palast. Das Filmfestival war auch in diesem Jahr wieder ein großer Publikumserfolg.