Berlinale - die Höhepunkte des Tages
Stars auf dem roten Teppich, Einblicke hinter die Kulissen und die jüngsten Kontroversen: Wir zeigen jeden Tag die Trendthemen der 70. Filmfestspiele von Berlin.
FIPRESCI-Preis bei der Berlinale
Vor der Verleihung des Goldenen Bären sind bei der 70. Berlinale wichtige Preise verliehen worden. Die Jury der "Fédération Internationale de la Presse Cinématographique" vergab ihre Auszeichnung im Wettbewerb an Christian Petzolds "Undine" (hier bei der Premiere mit Paula Beer und Franz Rogowski): Der Film sei "gleichzeitig Mythos und Porträt einer modernen Frau", hieß es dazu in der Begründung.
Freude über Teddy-Award
Seit 1987 wird bei der Berlinale der "Teddy"-Award vergeben, ein Preis für einen herausragenden queeren Film. Im Bereich "Spielfilm" ging die Auszeichnung an den Regisseur Faraz Shariat (unser Bild) für "Futur Drei", der Szenen aus dem Leben eines schwulen Deutsch-Iraners zeigt, der in einer Flüchtlingseinrichtung lebt. "If it were love" holte den Preis für den besten queeren Dokumentarfilm.
Preis für abwesenden Iraner
Auch Mohammad Rasoulof hat bereits einen Preis sicher. Der iranische Regisseur, dessen Film "There is no Evil" im Wettbewerb lief und das Thema Todesstrafe behandelt, bekam den Preis der Ökumenischen Jury. Rasoulofs Stuhl bei der Pressekonferenz blieb demonstrativ leer - Zeichen der strikten Kulturpolitik des Iran. "Herausragend erzählt und von großer filmischer Qualität", befand die Jury.
Goldener Ehrenbär für Helen Mirren
Die Engländerin hat auf der Leinwand schon so manch starke Frau verkörpert, darunter Elizabeth II. in "Die Queen" (2006), ein mehrfach preisgekröntes Werk, und - erst kürzlich - die Zarin "Katharina die Große" (2019). "Ich sehe mich als Britin und Europäerin und das wird auch so bleiben, mit oder ohne Brexit", sagte Dame Helen Mirren, als sie ihren Goldenen Ehrenbären entgegennahm.
Heißbegehrt bei Fans: André Hollands Signatur
Der Star aus dem Drama "Moonlight" kam zur Premiere der neuen Netflix-Serie "The Eddy". Darin spielt er einen Amerikaner in Paris, der dort eine Jazzbar leitet. Die Geschichte entstand unter der Regie von Damien Chazelle ("La La Land").
Skandal-Film: "DAU. Natasha"
Es war einer der Berlinale-Filme, um die es im Vorfeld große Aufregung gegeben hatte: "DAU. Natasha" von Ilya Khrzhanovsky (r.) und Jekaterina Oertel (z.v.l.). Khrzhanovsky arbeitet seit Jahren an einem gigantischen Kunstprojekt. 700 Stunden sind abgedreht. Nun ist ein erster Film zu sehen. In Russland ist er verboten, u.a. wegen Pornografievorwürfen.
Meister aus Taiwan: Tsai Ming-liang
Als großer Kinoregisseur anerkannt ist dagegen der in Malaysia geborene und hauptsächlich in Taiwan arbeitende Regisseur Tsai Ming-liang (M.). Er präsentierte im Wettbewerb mit seinem Team den Film "Rizzi"; die Begegnung zweier Männer in einem Hotelzimmer in Bangkok - eine Studie über Erotik und Einsamkeit. Einen Silbernen Bären gewann Tsai Ming-liang bereits 1997 - kommt jetzt ein weiterer hinzu?
Remake für den Klassiker "Berlin Alexanderplatz"
Eine mit Spannung erwartete Premiere ist Burhan Qurbanis filmische Adaption von Alfred Döblins Romanklassiker "Berlin Alexanderplatz". Seine sehr zeitgemäße Version spielt im heutigen Berlin. Der Protagonist Francis (Welket Bungué) wird hier nicht aus dem Gefängnis entlassen, sondern versucht als westafrikanischer Einwanderer ohne Papiere, in der deutschen Hauptstadt ein neues Leben anzufangen.
Cate Blanchett und die Staatenlosen der Welt
Der Streaming-Anbieter Netflix hat auf dem Filmmarkt des Festivals die internationalen Rechte an "Stateless" erworben. Die australische Serie mit Cate Blanchett, die auch als Ko-Produzentin fungiert, handelt von Grenzkontrollen und den Rechten von Einwanderern. Bei der Berlinale sagte Blanchett, sie wolle die Ausmaße der Tragödie mit Millionen von Flüchtlingen weltweit zeigen.
Salma Hayek mit ihrem "Lieblingsschauspieler" Javier Bardem
In Sally Potters Wettbewerbsbeitrag "The Roads Not Taken" sprechen die Hollywood-Stars Salma Hayek und Javier Bardem in einigen Szenen in ihrer Muttersprache Spanisch miteinander. Bei einer Pressekonferenz erzählte Hayek nun, dass sie das letzte Mal 1995 mit einem mexikanischen Film zur Berlinale eingeladen war. "Und jetzt darf ich wieder Spanisch sprechen… mit meinem Lieblingsschauspieler!"
Lachen nur auf dem Roten Teppich: Willem Dafoe
Am Montagabend hatte der Berlinale-Wettbewerb seinen ersten Tiefpunkt, so die Meinung der meisten Zuschauer. Die internationale Co-Produktion "Siberia" von US-Regisseur Abel Ferrara mit Hauptdarsteller Willem Dafoe wurde zum künstlerischen Reinfall. Auf dem Roten Teppich hatten Dafoe sowie die beiden Darstellerinnen Giada Colagrande und Cristina Chiriac natürlich trotzdem ihren Spaß.
Südkorea im Kinorausch
Mehr Freude hatten die Zuschauer dagegen an dem Film "Die Frau, die rannte", ebenfalls in der Bärenkonkurrenz. Regie geführt hat der Südkoreaner Hong Sang-soo (hier bei der Pressekonferenz), seit langem einer der wichtigsten Filmemacher seines Landes. Spätestens seit dem Oscar für "Parasite" steht Südkorea im Fokus. "Die Frau, die rannte" ist die sensible Studie einer Frau bei der Selbstfindung.
Befreiendes Lachen im Berlinale-Palast
Normalerweise gibt es nicht viel zu Lachen in der Bären-Konkurrenz. Ernste Themen überwiegen, politisches Kino triumphiert. Doch es gibt Ausnahmen. Das Regie-Team des belgisch-französischen Wettbewerbsfilms "Effacer l’historique" hat eine äußerst witzige und treffende Komödie über die schöne neue Social-Media-Welt auf die Leinwand gezaubert. Ein paar Szenen dürfte Festivalgeschichte schreiben.
Schwere Kost aus der Schweiz: "Schwesterlein"
Da passte der Schweizer Film "Schwesterlein" schon eher ins Berlinale-Raster: Nina Hoss und Lars Eidinger sind die Stars im Drama von Stéphane Chuat und Véronique Reymond - hier zeigen sie sich bei der Pressekonferenz gut gelaunt. Eidinger spielt einen krebskranken Theaterstar, Nina Hoss seine Zwillingsschwester. "Schwesterlein" ist Theaterfilm, Krebs-Drama und Familientragödie zugleich.
"The Assistant": Im Büro ersticken
Sein Name fällt nie, aber der mächtige Medienmogul aus "The Assistant" erinnert unweigerlich an Harvey Weinstein. Im Film verfolgt ein Chef die junge Assistentin - ohne jemals auf dem Bildschirm zu erscheinen. Ein einziger Arbeitstag gibt genügend Hinweise: Der Chef muss ein Biest sein. Regisseurin Kitty Green und die Schauspielerin Julia Garner (Foto) präsentierten ihren #MeToo-Film.