Neugierige am Berliner Schloss
13. Juni 2015Bereits vor Beginn der "Tage der offenen Baustelle" bildete sich am Samstagmorgen (13.06.) eine lange Schlange auf der Prachtallee in Berlin-Mitte. Noch bis zum Sonntagabend werden Besucher über das Kunst- und Kulturzentrum Humboldt Forum informiert, das bis Ende 2019 dort entstehen soll.
Berlins Bürgermeister Michael Müller erklärte am Freitag, mit dem Neubau des alten Berliner Schlosses entstehe mitten im Herzen der Hauptstadt "etwas völlig Neues". Bauarbeiter setzten am Freitag den Richtkranz auf die Kuppel des Stadtschlosses. Kulturstaatsministerin Monika Grütters sprach bei der Veranstaltung von einem "einzigartigen Schatzhaus der Kulturen".
Der Rohbau des größten und ehrgeizigsten Kulturprojekts des Bundes ist bis auf wenige Arbeiten an der Kuppel fertig. Mit dem wiederaufgebauten Schloss erhalte die Berliner Mitte ihr städtebauliches Gleichgewicht zurück, erklärte Bundesbauministerin Barbara Hendricks.
Der größte Kulturbau der Bundesrepublik liege im Kosten- und Terminplan. Das unter dem Humboldtforum wieder auferstehende Domizil der Hohenzollern und somit auch des letzten deutschen Kaisers soll 2019 bezugsfertig sein. Dann wird das rekonstruierte Schloss ein Kunst- und Kulturzentrum sein, ein Ort für den "Dialog der Kulturen der Welt".
Künftige Aussteller oder Nutzer werden die Humboldt-Universität, das Land Berlin und vor allem die Stiftung Preußischer Kulturbesitz sein. Die Stiftung will ihre ethnologische und asiatische Sammlung, die bisher im Stadtteil Dahlem ein Schattendasein fristet, neu präsentieren und eine Brücke zur europäischen Kunst auf der benachbarten Museumsinsel schlagen.
Beeindruckende Zahlen
Innerhalb von exakt zwei Jahren vom ersten Spatenstich bis zum Richtfest wurde gegenüber der Museumsinsel eine gigantischer Klotz aus 100.000 Kubikmeter Beton und 20.000 Tonnen Stahl hochgezogen. Die noch grauen Fassaden werden mit 3,5 Millionen Ziegeln verkleidet und bekommt zusätzlich fast 3000 Schmuckelemente aus Sandstein.
Die Grundfläche ist so groß wie drei Fußballfelder und bei einer Bauhöhe von 35 Metern entspricht der umbaute Raum dem von 400 Einfamilienhäusern.
590 Millionen Euro soll das ambitionierte Projekt insgesamt kosten. Davon trägt der Bund fast 80 Prozent. Für die barocken Fassaden und den Schmuck der Kuppel müssen rund 105 Millionen Euro durch Spenden hereinkommen. Nach Angaben von Fördervereinschef Wilhelm von Boddien sind bereits mehr als 50 Millionen Euro gesammelt, 36 Millionen gingen bar bei der zuständigen Stiftung ein.
Vergessen der Streit?
Neu bauen oder alt rekonstruieren - über diese Frage hatten die Berliner jahrelang erbittert gestritten. 2002 beschloss der Bundestag mit überraschend klarer Mehrheit die historische Lösung: Die einstige Preußen-Residenz, im Krieg schwer beschädigt und zu DDR-Zeiten gesprengt, sollte weitgehend originalgetreu wiederaufgebaut werden. Der zwischenzeitlich auf dem Platz entstandene DDR-Palast der Republik wurde wegen seiner Asbestbelastung abgebrochen. Inzwischen konzentriert sich die Debatte eher auf die Inhalte und darauf, was im Humboldtforum zu sehen sein wird.
kk/ab/az (DPA, AFP,KNA)