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Berlins letzter Stadtbär ist tot

12. Oktober 2015

Nach mehr als einem Dreivierteljahrhundert hat Berlin kein lebendes Wappentier mehr: Die Stadtbärin Schnute wurde eingeschläfert. Einen Nachfolger wird Schnute nicht bekommen. Neben Trauer überwiegt die Erleichterung.

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Berlins Stadtbärin Schnute
Bild: picture-alliance/dpa/T. Brakemeier

Die Berliner Bärin Schnute ist tot. Sie wurde am Sonntag eingeschläfert, teilte das Bezirksamt Mitte mit. Demnach litt die mit 35 Jahren ungewöhnlich betagte Bärin unter starken Gelenkschmerzen. Am Samstag seien die Schmerzen so stark gewesen, dass das Tier nicht mehr aus eigener Kraft den Weg vom Außengehege in die Unterkunft gefunden habe. Ihre letzte Nacht musste Schnute deshalb im Freien verbringen. Ihr schwacher Allgemeinzustand und die Gelenkerkrankungen seien nicht mehr therapierbar gewesen. Aus tierschutzrechtlicher Sicht sei daher nur das Einschläfern infrage gekommen.

Mit Schnutes Tod geht in Berlin eine Ära zu Ende: Die Hauptstadt hat nun kein lebendiges Wappentier mehr - und soll auch in Zukunft keines bekommen. Schon vor Jahren wurde entschieden, dass es für Schnute und ihre bereits 2013 gestorbene Tochter Maxi keinen Nachfolger geben soll. Auch andere Städte haben ihre Bären, wie etwa die Schweizer Hauptstadt Bern oder Torgau in Sachsen.

Protest von Tierschützern

Seit 1280 ist der europäische Braunbär als Wappentier Berlins bekannt. In dem 1939 eingeweihten Bärenzwinger im zentral gelegenen Köllnischen Park lebten in den vergangenen Jahrzehnten teils mehrere Tiere gleichzeitig. Die ersten Bären waren Urs und Vreni - Geschenke der Stadt Bern zur 700-Jahrfeier Berlins.

Allerdings häufte sich in den vergangenen Jahren der Protest von Tierschützern. Sie kritisierten die Einsamkeit von Schnute und die unnatürlichen Lebensbedingungen inmitten der Metropole. Eine Umsiedlung in ein Bärengehege hatte der Bezirk jedoch abgelehnt, weil Schnute in ihrer gewohnten Umgebung am besten aufgehoben sei. Experten wollten den Tieren den Umzug und Reisestress nicht zumuten. Sie hätten eine Narkose bekommen müssen. Maxi starb im August 2013 an inneren Blutungen.

Der Tierschützer Stefan Klippstein forderte schon im April, sie einschläfern zu lassen. Er zeigt sich erleichtert: "Endlich hat das würdelose Leben des alten, kranken und gebrechlichen Tieres ein Ende", sagte er.

Die Trauer unter den Berliner Bärenfreunden ist gleichwohl groß. "Wir sind geschockt, weil Schnutes Tod so plötzlich kam", sagte die Vorsitzende des gleichnamigen Vereins, Christa Junge. Noch vor einer Woche habe sie das Tier besucht. "Da war noch alles in Ordnung." Es sei bestimmt keine leichte Entscheidung gewesen, die Bärin einzuschläfern. "Aber man soll Tiere nicht leiden lassen. Wir gönnen Schnute den Frieden", betonte sie.

stu/sti (afp, dpa)