Bernanke: Alles ist möglich
17. Juli 2013"Es gibt auf keinen Fall einen vorab feststehenden Kurs", sagte Bernanke im US-Repräsentantenhaus in Washington. Er könne sich zwar weiterhin vorstellen, das laufende Kaufprogramm für Anleihen, mit dem die Zentralbank Geld in den Markt spült, schrittweise zu reduzieren und Mitte nächsten Jahres ganz einzustellen.
Ob dies aber langsamer oder schneller geschehe, hänge davon ab, wie sich die US-Wirtschaft in den nächsten Monaten entwickele. Sollte sich die Konjunktur besser entwickeln als erwartet, könne die Zentralbank ihre Anleihenkäufe von monatlich 85 Milliarden US-Dollar "etwas schneller" reduzieren, so Bernanke.
Alle Türen bleiben offen
Entwickele sich die US-Wirtschaft dagegen schwächer als erwartet, werde die Zentralbank ihr Kaufprogramm notfalls auch ausweiten. "Falls nötig, wäre das Komitee auch darauf vorbereitet, alle Instrumente einzusetzen, inklusive einer Erhöhung des Umfangs der Anleihenkäufe für eine bestimmte Zeit, um eine Rückkehr zur Vollbeschäftigung bei gleichzeitiger Preisstabilität zu fördern", sagte Bernanke.
Vor der Krise habe die Arbeitslosenquote zwischen 5,2 und 6,0 Prozent gelegen, so der Fed-Chef vor den Abgeordneten. Im für die Geldpolitik der Zentralbank entscheidenen Offenmarktausschuss sei man sich einig gewesen, die Quote müsse erst auf rund sieben Prozent fallen, bevor die Fed ihre Unterstützung der Konjunktur durch das Aufkaufen von Anleihen einstellen könnte. Aktuell liegt die Arbeitslosenquote in den USA bei 7,6 Prozent.
"Es ist unsere Zielsetzung, die Geldpolitik für die vorhersehbare Zukunft konjunkturstimulierend zu lassen", so Bernanke am Mittwoch vor den Abgeordneten. Wie es möglich ist, einerseits eine "Zielsetzung" zu haben und andererseits zu betonen, es gebe "auf keinen Fall einen vorab feststehenden Kurs", erläuterte Bernanke nicht.
Beruhigungsversuche
Im Juni hatte Bernanke zunächst erklärt, er wolle die Anleihekäufe ab Herbst zurückfahren und dann Mitte kommenden Jahres einstellen. Das hatte starke Kursverluste an den Finanzmärkten ausgelöst, allein der New Yorker Börsenindex Dow Jones verlor 560 Punkte.
Seitdem bemühen sich Bernanke und andere Vertreter der Zentralbank, Anleger zu beruhigen. Das Ende des lockeren Geldes, so die Botschaft, sei nicht an ein Datum gebunden, sondern an ein stärkeres Wirtschaftswachstum und Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt.
Nach seiner Rede vor Abgeordneten im Repräsentantenhaus tritt Bernanke am Donnerstag im US-Senat auf.
bea/zdh/uh (reuters, afp, ap)