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Bernanke Fed

Marco Mierke (dpa)31. Januar 2014

Acht turbulente Jahre als Fed-Chef stecken ihm in den Knochen: Am Freitag steuerte Ben Bernanke zum letzten Mal die geldpolitischen Geschicke der USA. Was bleibt?

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Der Chef der US-Notenbank Federal Reserve Board (FED), Ben Bernanke (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Ben Bernanke ist kein Mann für die Showbühne. Sein Markenzeichen ist Besonnenheit, seine Ausstrahlung gleicht der eines sanftmütigen Professors. Dazu passt, dass der 60-Jährige auch an seinem letzten Arbeitstag als Chef der mächtigsten Notenbank der Welt nicht das Rampenlicht sucht.

Einmal noch steuerte er am Freitag vom prachtvollen Fed-Gebäude in Washington aus die geldpolitischen Geschicke der Supermacht USA. Seine bisherige Stellvertreterin Janet Yellen übernimmt nahtlos an diesem Samstag. Die knapp acht Jahre währende Bernanke-Ära geht ohne großes Brimborium vorbei – die Verabschiedung erfolgt hinter verschlossenen Türen und ohne Fernsehkameras.

Bescheidener Abschied

Seine Abschiedsworte an die Öffentlichkeit hatte Bernanke ohnehin schon Mitte Januar geäußert. Bei einer Diskussionsrunde eines Thinktanks in der US-Hauptstadt plauderte er ein wenig aus dem Nähkästchen - erst danach wurde vielen klar, dass dies wohl sein letzter Auftritt vor Publikum als Fed-Chef war.

So ist er, der Benjamin Shalom Bernanke: stets etwas zu bescheiden. "Wir haben versucht, alles richtig zu machen", sagte er da. Das klingt nüchtern, wenn man bedenkt, dass er die größte Volkswirtschaft aus ihrer größten Krise seit dem zweiten Weltkrieg führen musste. "Ich hatte schlaflose Nächte", gestand er immerhin.

Gute Kennzahlen

Als Ökonom ist Bernanke eben auch ein Analytiker: Er weiß, das Urteil über seine Leistung als Fed-Chef kann erst in einigen Jahren fallen. Zwar ist die Arbeitslosigkeit in den USA am letzten Tag seiner Amtszeit so gering wie nie seit Beginn der Krise, das Wachstum stärker und die Inflation alles andere als zu hoch.

Doch seine Ära endet auch mitten in einem gewaltigen Experiment. Die Fed druckte zur Ankurbelung der Wirtschaft eine unglaubliche Menge an Geld. Ihre Bilanzsumme stieg in gut fünf Jahren von rund 870 Milliarden auf mehr auf 4,1 Billionen Dollar (rund drei Billionen Euro). Und sie steigt weiter, denn bislang ist die sogenannte quantitative Lockerung nur gebremst - aber längst nicht umkehrt.

Janet Yellen zur Fed-Chefin gewählt

Schweres Erbe

Mit dem schweren Erbe muss sich nun Yellen herumschlagen, die am Montag offiziell als Vorsitzende vereidigt wird: Kann die Fed diesen beispiellosen Berg an Staats- und Hypothekenpapieren wieder abbauen, ohne die Welt in Turbulenzen zu stürzen? Allein die leichte schrittweise Reduzierung der Anleihekäufe seit einigen Wochen löste massive Unsicherheit an den Finanzmärkten von Schwellenländern aus.

Die erste Frau an der Fed-Spitze hat bereits durchblicken lassen, den eingeschlagenen Kurs nicht verändern zu wollen. Zwar gilt die 67-Jährige geldpolitisch als Taube, weil sie laut Experten im Zweifel lieber die Notenpresse wieder beschleunigen würde als die Erholung der Wirtschaft zu gefährden. Ihr Job ist es aber, sich um die US-Konjunktur zu kümmern - nicht um die Stabilität anderer Länder.

Bernankes Vermächtnis

Bernankes Vermächtnis hängt also auch maßgeblich vom Erfolg der ehemaligen Wirtschaftsprofessorin ab, die als bienenfleißige Perfektionistin gilt. Und - so spielt das Leben manchmal - von seinem ehemaligen Lehrer aus Universitätstagen, Stanley Fischer. Der Ex-Gouverneur der israelischen Zentralbank soll nach dem Willen von US-Präsident Obama Yellens Vize werden. Er gilt als Falke, als starkes Gegengewicht zur neuen Chefin.

Doch Bernanke kann zumindest mit der Gewissheit in den Ruhestand gehen, nicht von Kritikern mit Heugabeln vom Hof gescheucht worden zu sein. Er sei einer der "großartigsten Fed-Vorsitzenden aller Zeiten", sagte der ehemalige Finanzminister Henry Paulson jüngst. Er arbeitete eng mit Bernanke bei der Rettung des US-Finanzwesens zusammen. Auch die "Washington Post" urteilte wohlwollend: "Er war der richtige Mann an einer schicksalshaften Weggabelung." Mit seiner Kompetenz, Würde, Ehrlichkeit und Bescheidenheit habe er eine Katastrophe verhindert.

Zweifel bleiben

Wie dem auch sei - Zweifel bleiben. Skeptiker meinen, der Ökonom habe mit seiner Bankenrettung und der Geldflut viel für die Wall Street getan - aber wenig für den kleinen Mann. Letztlich habe er der Welt eine viel schlimmere Finanzblase beschert, mahnen manche gar. Die massiven Kurssteigerungen an den Börsen und die massiven Kapitalflüsse in aufstrebenden Länder nehmen sie als Beleg. Bernanke glaubt das zwar nicht, aber auch in seiner Antwort auf solche Vorwürfe bleibt er sich treu: "Wir glauben, die Abwärtsrisiken kontrollieren zu können, über die die Leute reden". Nüchterner geht's kaum.